Freitag, 8. Dezember 2017

Fragen sind oft Antworten - Letzte Szene


"Was ist hier passiert?"
"Ich habe den Hund erschossen."
"Schafft den Kadaver weg. Was sind das eigentlich für Leute die so etwas machen?"
"Also, die Putzhilfe sagt ..."
(Man hört jemand stöhnen, als ob er so etwas schon öfter gehört hätte. -  Wind, Verkehrsgeräusche. Ein Hund jault. Jemand sagt:
"Ich knall das Viehch ab, das schwör ich Dir!"

Die Frage ist oft die Antwort und das Ende kann gut der Anfang sein!
 

Fragen sind oft Antworten - Szene 8


(Eine Tür knarrt, Etwas hechelt. Ein Hund bellt.)
"Was tust Du in dem Besenschrank?! "
"Ich suche einen Besen."
"Und warum suchst Du einen Besen?"
"Weil ich den Scheißhaufen von Deinem Hund wegräumen möchte! Weißt Du eigentlich dass manche Fragen oft Antworten sind?!"
" Nö,... Ist ja krass. ... Aber ich liebe Dich. ... Komm her Hektor ... braver Hund."
(Es fällt ein Schuss.)

Fragen sind oft Antworten - Szene 7


(Etwas hechelt.)
"Bist Du das da drinn in dem Besenschrank?"
(Etwas hechelt.)

Fragen sind oft Antworten - Szene 6


(Ein Hund jault.)
"Warum jault der Hund!?"
"Weil er raus musste!"
"Wieso musste?"
"Weil er, mangels Begleitung, drinnen war!"
"Das heißt?!"
"Come here and find out!"
(Mehrere Türen schlagen, man hört hastige Schritte. Ein Hund hechelt.)

Fragen sind oft Antworten - Szene 5


"Also stehst Du jetzt auf?"
"Warum sollte ich?"
"Der Hund muss raus."
"Dann geh doch Du mit ihm."
"Du weißt dass er das nicht macht!"
"Warum wohl?"
"Weil Du ihn verwöhnst, ich nicht!"
"Und warum nicht?"
"Weil Du mich verwöhnst?"
"Wir könnten so gut miteinander auskommen, wenn Du nicht so paranoid wärst."
"WAS!!!???"
(Eine Tür wird zugeschlagen. Es jault ein Hund.)

Fragen sind oft Antworten - Szene 4


(Eine Küchentür schwingt schwungvoll auf.)
"Mannmannmann! Was für ein Morgen!?"
"Wen fragst Du das?!"
"Das war keine Frage, sondern eine Feststellung."
"Also war es eine Antwort auf eine Frage die niemand stellte?"
"Ist dies eine Antwort auf meine Feststellung?"
"Wohl eher eine Feststellung die Deine angebliche Feststellung in Frage stellt."
"Was heißt da `angeblich´?"
" `Deine ständige Ungenauigkeit!´. Ha!"
"Worauf willst Du hinaus?"
"Darauf, Dir Deine überhebliche Art des diskutierens vor Augen zu führen!"
"Ich geh wieder in's Bett."
(Eine Küchentür schwingt auf und zu.)

Fragen sind oft Antworten (Szene3)


"Sag mal, die Haare da in der Dusche? Kriegst Du 'ne Glatze?"
"Das sind Schamhaare. Arschloch!"
(Eine Tür wird zugeknallt.)
"Na ja, die kann man doch transplantieren ..."

Fragen sind oft Antworten (Szene 2)


(Es wird an eine Tür geklopft)
"Bist Du bald fertig da drinnen?!"
"Fertig womit?!"
"Womit auch immer Du so lange brauchst!"
"Das möchtest Du gar nicht wissen!"
"Ich habe auch gar nicht danach gefragt!"
"Sonst noch was?"
(Ein lauter Tritt gegen eine Tür.)

Fragen sind oft Antworten - 1.Szene für zwei Personen, (Geschlecht gleichgültig)


"Stehst Du heute nicht auf?"
"Warum fragst Du?"
"Na, weil Du immer noch im Bett liegst."
"Da hättest Du doch fragen können: Warum liegst Du noch im Bett?"
"Welchen Unterschied hätte das gemacht?"
"Also hör mal! Muss ich Dir das erklären?"
"Nicht, wenn es keine Antwort auf meine Frage ist."
"Und was ist Deine Frage?"
"Ich möchte wissen ob Du heute überhaupt noch aufstehst?!"
"Siehst Du? Da haben wir's!"
"Was `haben´ wir denn?"
"Deine ständige Ungenauigkeit!"
"Was, bitte schön, war denn daran `ungenau´?"
"Jetzt aber ehrlich: muss ich Dir das auch erklären?"
"Was heißt da auch? Was willst Du mir denn, oder was willst Du mir nicht erklären?"
"Das sind zwei Fragen."
"Ich wollte Dir nur sagen, dass ich im Bad bin, im Falle dass Du  heute noch aufzustehen gedenkst."
"Und warum hast Du das nicht gleich gefragt?"
"Was `gefragt´? Ich habe es Dir doch eben gesagt!"
(Eine Tür wird zugeknallt.)

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Gedanken über den Tod



Es gibt keinen besseren Zeitpunkt über den Tod nachzudenken, als an einem Geburtstag. Heute ist meiner, also ergreife ich die Gelegenheit und denke ein bisschen darüber nach.
Der Tod. (Im Französischen "die", aber die Franzosen sagen ja auch "die Mond" und "der Sonne" ... aber darüber denke ich ein andermal nach.)
Alle kennen ihn, den Tod, zumindest dem Namen nach, aber niemand zählt ihn zu seinen/ihren Freunden. Warum eigentlich nicht? Er begleitet uns von Geburt an, ständig present, bis zum ... na ja, eben dem Tod. Das ist der Moment wo er aus uns heraustritt und endlich sein Eigenleben beginnt. Hört sich makaber an, ist aber nachvollziehbar, wenn man sich einmal in ihn hineinversetzt. Erst immer eingeengt von der menschlichen Hoffnung, nicht sterben zu müssen, dann langsam Raum gewinnend in deren Denken und schließlich Besitz ergreifen zu dürfen von dem, was ihn immer ablehnte, der Körper.
"Hier bin ich! Willkommen, Bienvenue, Welcome ..."
Ab hier muss man mit ihm Freund sein. Aber hat er sich nicht schon einmal vorher ganz kurz, wie ein aufflammendes und verlöschendes Blitzlicht im Hirn gemeldet? War da nicht dieser erschreckend dunkle Augenblick irgendwann im Leben, als man sich des Todes so gewiss war, als hätte man ihn eben erlebt? Mir ging das so. War das ein Privileg, ihn, so quasi, von innen zu sehen? Also das war vor beinahe 40 Jahren, eine Ankündigung seiner baldigen Befreiung aus meinem Leben war es nicht.
Ich hatte auch gar nicht den Eindruck einer Bedrohung, es war eher eine Einladung: "Komm, sieh Dich um, das bist Du in mir irgendwann in der Zukunft." Zugegeben, es war ein bisschen gruselig,  und es hat mir nicht geschadet. Aber Aufmerksam gemacht hat es mich schon und wenn ich an den Tod dachte, oder denke, dann weiß ich, dass wir uns kennen und nicht Feinde sondern Freunde sind.
In diesem Sinne: Alles Gute zum Geburtstag!


Dienstag, 12. September 2017

Nachtgebet eines alten Mannes


Lieber Gott, ich bin es wieder,
Du erinnerst Dich sicher,
dass ich gestern Abend mit Dir sprach ...
Ja genau, ich bin der, der sich für den Tag bedankte,
der gestern wirklich gut gelaufen war,
und jetzt danke ich Dir für Heute,
das auch keinen Grund für große Klagen gab.
Meine Beine wollen immer noch nicht so wie ich das gerne hätte,
der zweite Schlaganfall sitzt mir noch immer in den Knochen,
und wohl auch im Hirn,
aber, mit Deiner Hilfe, wird das schon wieder,
da bin ich mir ganz sicher!
Der essentielle Tremor ist natürlich weiterhin ein Problem,
mit dem ich nicht so leicht fertig werde,
und dass nur Alkohol hilft ihn zu unterdrücken,
ist kein Trost, eher eine Bedrohung.
Aber, okay, ich bin alt
und meine Leber wird das schon noch durchhalten,
hoffe ich. Du lässt mich doch nicht hängen?
Nein, nein, ich vertraue Dir ja mein ganzes Leben an,
da ist die Leber doch inklusive, oder?
Das war ein Scherz ...
Apropos Scherz: Zur Zeit lese ich "Tom Sawyer und Huckleberry Finn"
von Mark Twain und ich danke Dir dafür,
dass dieser Mensch gelebt und das Buch geschrieben hat!
Es ist so humorvoll, witzig und geistreich,
dass ich es als Jugendlicher zwar gelesen,
aber nicht verstanden habe.
Danke, dass Du es mir auf einem Spaziergang,
vorbei an einer Tauschstelle für Kinderbücher, in die Hände gespielt hast!
"Bring ein Buch, dann nimm ein Buch."
Tolle Idee! ...
Ja, gut, ich schlafe jetzt dann ein.
Sollte ich heute Nacht sterben, ohne es zu bemerken, geht das in Ordnung.
Ich weiß dass Du da bist. Gute Nacht. Amen.

Dienstag, 22. August 2017

Wie bekam Herr Maier einen Hund und sein Hund einen Namen?

Zuerst mus man sich fragen wie jemand zu einem Hund kommt. Jemand der gar keinen Hund haben möchte.
Herr Maier, mit ai wohlgemerkt, fand seinen vor der Haustür. Nicht in einem Körbchen süß sabbernd oder in einer Plastiktüte jämmerlich jaulend, sondern einfach so abwartend da sitzend ... na ja ... eher ausgebreitet.
 

Herr Maier ist zwar kein Hunderassenkenner, aber dass der, oder das, welcher/s auf seiner Schwelle ausgebreitet liegt ein Basset ist, weiß er, denn er ist schon einmal einem auf ein Ohr getreten.
Es war nicht seine Schuld, nicht wirklich, eher die seines Freundes Hugo der ihn praktisch dazu nötigte eine Hunderassenausstellung zu besuchen.
Herr Maier ist, genau genommen, kein Haustierfan. Tiere, findet er, gehören in die Natur, nicht in eine 3-Zimmer-Wohnung mit Duschkabine in der Küche. Katzen sind zwar angenem, ist seine Meinung, zumindest optisch, aber Hunde, sagt er, generieren eine zusätzliche Lärmbelästigung. Herr Maier mag Mozart und meidet Heavy Metal.
Sein Freund Hugo versicherte ihm, dass es auf Hundeausstellungen gar keine Musik gäbe und er dringend jemand brauche der/die ihn dort hin begleite, weil er unter einer Hundephobie leide und sein Psychologe meine, dass er nun bereit sei dem Problem konfrontierend gegenüber zu treten.
"Im Grunde genommen bin ich dazu ja auch bereit, Bilder von Hunden erschrecken mich nicht mehr, aber so ganz alleine ..."
Herr Maier hat ein Herz für Menschen, also seufzte er und sagte: "Okay. Aber Du bezahlst den Eintritt." Herr Maier ist Schwabe.
Wie es dazu kam, dass er auf das Ohr eines Basset trat, ist eine etwas komplizierte Geschichte. Hugo erwies sich als sehr resistent gegen Konfrontation mit der Wirklichkeit, sprich lebeniger Anwesenheit von Hunden, und selbst deren Abbildungen, auf die er doch angeblich konditioniert sein sollte, erwieß sich als ein Scheinerfolg der psychiatrischen Behandlung. So kam es, dass Herr Maier's Freund Hugo schließlich in Panik durch die schmalen Gänge, gesäumt von hunderten von Käfigen in denen Hunde kläfften, sehr in Eile dem Ausgang zustrebte mit Herr Maier protestierend im  Schlepptau.
Und da lag dann etwas langes, braunes auf dem Boden, auf das Herr Maier, vorübereilen wollend, trat. Es jaulte auf und erhob sich. Gleiches tat sein Besitzer, der zwar nicht jaulte sondern schrie: "Sind Sie wahnsinnig! Das ist ein preisgekrönter Basset den sie da niedergetreten haben!"
Herr Maier findet zwar, dass von "niedergetreten" nicht die Rede sein kann, da das braune Ding, das sich als ein Bassetohr erwiesen hatte, schon auf dem Boden lag, sieht sich dennoch genötigt die Begleitung der Flucht seines Freundes aus dem Kabinett des phobisch bedingten Grauens zu unterbrechen und sich dem Hundebesitzer zu zugesellen um diesen zu beruhigen.
Im Verlauf des anfangs sehr lauten Gesprächs erfährt er dann alles über Bassets das zu wissen er bis dahin für unnötig gehalten hatte. Der Hund blickt ihn die ganze Zeit mit einer Inbrunst an, die Herr Maier bei Menschen vermisst. So formt sich eine unauslöschliche Erinnerung bei ihm.
Und nun, an diesem Morgen, liegt ihm zu Füßen ein Basset, der ihn inbrünstigt anhimmelt. Das ist ganz natürlich, Bassets sind dafür bekannt.
Was tun?
Herr Maier überlegt. Er ist 79 Jahre alt, Rentner mit bescheidenem Auskommen aber nicht arm.  Einen Hund, sofern er einen wollte, kann er sich nur virtuell leisten, denkt er. Hundesteuer, Tierarzt, Futter ... eine Leine ... Eine Leine! Der Hund hat keine! Und kein Halsband! Keine Marke!! Ein "Abandonato!" Ein Ausgesetzter!!! ...
Was jetzt?
Alte Menschen neigen nicht zu spontanen Handlungen wie Türe zuschlagen und wieder ins Bett gehen. Na ja, einige vielleicht schon, aber Herr Maier ist nicht Einige.
"Wo kommst Du denn her?" fragt er den Hund.
Der liftet die Ohren etwas und wedelt mit dem Hinterteil. Liegend.
"Bassets sind keine Jogger." hat ihm der Besitzer des von ihm `niedergetretenen´ Bassets damals so als nebenbei Information anvertraut.
Dieser Basset, zu seinen Füßen, ist eher ein ... Ja was? Ein in sich Ruhender? Der Gedanke gefällt Herr Maier.
Er blickt die Straße rechts hinauf. Er blickt sie links hinunter. Er kontrolliert die Fenster gegenüber.
Kein Mensch in Sicht. Typisch! Wenn er Besuch bekommt wimmlet es nur so von Augen ringsum. Herr Maier ist schwul.
Das ist eine andere Geschichte ...
Ihm stellt sich die Frage: Was mache ich mit einem herrenlosen Hund auf meiner Türschwelle?
Tierheim drängt sich Anderen als erste Antwort auf.
Aber Herr Maier reagiert anders als Andere.
Tierheim verbindet er mit Zwingern, Zwang, Gefängnis. Also denkt er: `Fundbüro´!
Wer das seltsam findet, kennt die Menschen nicht und ihre Fähigkeit das Undenkbare zu denken und zu tun.
Er nimmt den Hund, der nur zufrieden grunzt, rülpst und furzt, auf den Arm und trägt ihn in seine Wohnung, Parterre, 3 Zimmer, Duschkabine in der Küche ...
Googeln ist angesagt. Herr Maier ist alt aber nicht von vorgestern.

 "Wer suchet, der findet." denkt Herr Maier (er ist bibelfest), verstaut den Basset in einen geräumigen Rucksack und begibt sich auf den Weg zum städtischen Fundbüro.
In der Straßenbahn (U-Bahn) sitzen ihm zwei Asiaten gegenüber (Japaner, Chinesen?). Man lächelt sich an. Blickt zu Boden, zur Decke. Der Basset rumpelt im Rucksack. Erstaunte Blicke von Gegenüber. Herr Maier öffnet den Rucksack ein bisschen und der Basset zeigt seine Nase. "Lunch" (Mittagessen) sagt Herr Maier, der Humor hat und der weiß, dass man im fernen Osten Hunde isst. Die Plätze gegenüber werden frei.
Im Fundbüro ist das dann so eine Sache. Bürokratisch. Kompromisslos. Deutsch.
Erst kommt einmal ein Formular auf den Tresen, vielmehr die Tastatur des PC.
"Name?"
"Wessen?"
" SPRECHEN SIE DEUTSCH!?" fragt der Angestellte laut und deutlich.
"JA!!!", antwortet Herr Maier ebenso. "Warum fragen Sie?"
Der Beamte (Herr Maier fragt sich ob das die richtigere Bezeichnung für den Angestellten ist) verdreht die Augen theatralisch zur Decke. Die Verständigung verspricht schwierig zu werden.
"Name?"
"Maier. Mit ai."
"Vorname?"
...
Die üblichen Angaben. Zeit vergeht.
...
"Fundsache?"
"Ein Hund."
"Wie bitte?"
"Ein Hund. Ein Basset."
"Wollen Sie mich verarschen?!"
Herr Maier setzt den Hund auf den Tresen und braucht lange um den Beamten dahingehend einzuweihen und zu überzeugen, dass dieser den Hund als Fundsache akzeptiert und einsieht, dass das Tierheim, die Prioritäten berücksichtigend, erst zweitrangig zuständig ist.
"Also gut: Name?"
"Aber den haben Sie doch schon."
"Name der Fundsache."
"Hund."
"Nicht Name der Fundsache, sondern Name des Gegenstandes, welcher ein Hund ist."
Herr Maier blickt den Beamten zweifelnd an. Ist das sein Ernst?
"Es ist ein Lebewesen, also brauche ich einen Namen." klärt ihn der Mann auf und holt dann etwas weiter aus um Herr Maier über die Begriffe *Lebewesen* und *Gegenstand* aufzuklären. "Im alten Rom", so hebt er an, "galten nur römische Bürger als Lebewesen, alles andere waren Dinge, Gegenstände, Ware. Sklaven, Tiere, Immobilien: alle gleich ..."
Der Vortrag dauert. Der Beamte, Herr Maier ist sich jetzt sicher, dass das kein gewöhnlicher Angestellter sein kann, schreibt nämlich zur Zeit einen Roman über Julius Ceasar und hat sich über das Alte Rom umfassend informiert. "Ich schreibe meistens während meiner Freizeit bei der Arbeit. Sie sehen ja selber dass hier nix los ist."
Herr Maier hat viel Geduld und viel Humor und als der Beamte endlich wieder fragt: "Name des Hundes?" und er die über der Tastatur wartend schwebenden Finger des Beamten sieht, sagt er spontan: "Herr Müller, mit ue, Mueller."
Es wird eingetippt. Ohne Nachfrage woher er denn den Namen der Fundsache kenne. Diese wird ihm, auf eigenen Wunsch, zur Betreung übergeben, bis sich der/ die Besitzer/in meldet.
"Wir geben Ihnen dann Bescheid."
So bekam "Herr Mueller" seinen Namen und Herr Maier seinen Hund.





































Freitag, 16. Juni 2017

Meine Zeit




Du bist der Wind der sich im Mohnfeld wiegt,
Du bist der Sturm der jede Welle bricht.
Du bist der Schatten der im Laubwald liegt
und außerdem bist Du das Licht.

Du bist Sekunde mir und Stundenschlag,
die Nacht genauso wie mein Tag.
Und sterben einst die Sterne aus der Ewigkeit,
bin ich bei Dir, denn Du bist meine Zeit! 



























Jakob gelang, 16. Juni 2017 (Für H. M.)

Über die Liebe


Natürlich kann man ein Thema breittreten, ganz besonders eins das so schwammig ist wie die Liebe. Ich habe ja schon einmal gesagt, dass man sie nicht sehen, hören, fühlen, schmecken oder riechen kann und trotzdem denkt jeder Mensch, er könne sie identifizieren.
Liebe ist ... wie man sie empfindet. Ich formuliere diese weltbewegende Philosophie jetzt einmal so simpel und gebe allen die Möglichkeit zuzustimmen, oder zu widersprechen.
Auf FaceBook fand ich neulich diesen Eintrag:


Dazu die Aufforderung des Beitragenden, dieser einfachen Formulierung mit "Amen" beizustimmen. Es ist erstaunlich wie viele das taten. Ich nicht. Ich schüttelte nur den Kopf und dachte: `Warum wissen diese Menschen was Liebe ist, und ich nicht?´ Denn dass sie es wisseen müssen ist ja klar, sonst könnten sie nicht zustimmen, es sei denn, es geschah aus Zuneigung/Liebe zu dem der das "gepostet" hat.
Etwas das mit keinem der fünf Sinne zu identifizieren ist, ist also nicht kompliziert. Jemand der/die fünf Sinne besitzt ist kompliziert. `Interessant´ dachte ich. Wie einfach doch alles ist wenn man nicht darüber nachdenkt.
Ein Gefühl ist immer kompliziert. Trauer, Freude, Glück, Verzweiflung, etc. ... Liebe. Was ist Liebe anderes als eine Kombination sämtlicher Gefühle deren der Mensch fähig ist? So gesehen ist Liebe die Summe seiner Seele. Und die ist nun einmal kompliziert!
Ich habe einen Face Book Freund der behauptet, Liebe ist nicht eine Hezenssache, sondern eine Geisteshaltung. Vielleicht hat er recht, vielleicht muss man Liebe rational betrachten. Aber was für eine Art Liebe ist das dann? Gibt es eine Einstein'sche Formel dafür?
Liebe ist Gefühl geteilt durch Überlegung
Was kommt da unter dem Strich heraus? Gott? Ewigkeit?!
Also, ich liebe auf die altmodische menschliche Art mit allen Höhen und Tiefen und bin froh wenn es vorbei ist!

 

Liebe


Die Liebe nimmt ihren ewigen Weg,
keine Macht der Erde hält sie auf.
Am Horizont dämmert ihr Ende schon.
Und nur das Herz, das dumme Herz,
das ahnt noch nichts davon!
(Im Stil von Omar al Khayyam)

 
jakob gelang, 16. Juni 2017

Sonntag, 11. Juni 2017

Mein Herz


Ich habe Dich gesucht, wohin bist Du gegangen?
Den langen Weg zu jenen Sternen,
die uns verborgen sind und trotzdem glühen
in ewig tiefen Himmelsfernen,
in denen alle Blumen blühen
die wir in userem Erinnern finden?
Zeige sie mir, denn ich bin am Erblinden.
Stille endlich mein Verlangen! 

jakob gelang, 11. Juni 2017

Donnerstag, 8. Juni 2017

Turandot löst das Rätsel



1
Ich sehne mich nach Deinen Küssen die sich
wie Engelsflügel von den Lippen trennen
und ahne Deine Gegenwart ... Darf ich
Dich "Liebe" nennen?



2
Du bist mein Tag und meine Nacht.
Mit einem Namen schlief ich ein,
mit ihm bin ich nun aufgewacht:
Dein Name kann nur "Liebe" sein!

 jakob gelang, Juni 2017

Mittwoch, 7. Juni 2017

Ehrlich gesagt ...

ich weiß nicht was ich sagen soll.
Was ich sagen möchte, das schon.
Aber wie?
Und wem?
Wer, außer einem Engel, kommt da in Frage? Und die Engel haben sich alle abgekehrt von mir. Ich sehe nur noch ihr leuchtendes Gefieder, brennende Abkehr und eine dunkle Spur.


"Wenn das Herz voll ist, drängt es zum Mund." Ach wirklich? Ist dieser Wort-stau verantwortlich für die Enge in meiner Brust?
Mein Hausarzt sagt jedenfalls, es gäbe keine organische Gründe.
Was weiß der schon? Der ist Internist, nicht Gott.
Weiß Gott was mich bedrängt!
Er weiß es, da bin ich mir sicher, aber auch Er schweigt. Dabei hat er doch einmal laut und deutlich zu mir gesagt: "Ich bin da." und mich in seiner Hand aufgefangen, als ich in grauenhafte Dunkelheit stürzte.
Aber damals war ich ja auch verzweifelt, jetzt zweifle ich nur.
An Liebe!



Montag, 29. Mai 2017

I met an angel






I asked the angel: "Who am I?"
The angel said: "Find out and fly."
I asked the angel: "Wich is the way?"
The angel said: "Who am I to say?"
I asked the angel: "Who are you?"
And the angel said: "I am you."

 jakob gelang, 28. Mai 2017

Samstag, 27. Mai 2017

Engel die wir nicht sehen ...



Wer, wenn nicht wir, die wir die Kinder Gottes sind,
sollte sonst noch mit den Engeln sprechen?
Wer gäbe ihnen Wein beim Mahl
und würde Brot mit ihnen brechen? 
Sind wir so seelenblind uns überlassen,
dass ihre Gegenwarten, ihre große Zahl,
uns nicht mehr tröstet?
Es ist nicht zu fassen! 




Montag, 22. Mai 2017

Erinnerung an eine Liebe



























Aus unergründlich tiefer Quelle steigen helle Bilder auf,
von Tagen die schon längst vergangen sind,
doch nicht vergessen in der Sterne Lauf
und nicht verweht im Wind!

Ich wartete. Worauf?

Wir waren Liebende für eine kurze Zeit,
und Liebe hält sich nicht an Sternenbahnen.
sie zieht die Kreise hoch und weit
und lässt  kein Ende ahnen.

War ich bereit?

Das Ende kommt wie ein Gefühl das keines ist und war.
Die Liebe lächelt nur weil Du erschrocken bist.
"Ich komme wieder, schon in diesem Jahr,
wenn es Dir nicht zu eilig ist."

Dass Gott bewahr'!
























jakob gelang, 22. Mai 2017

Sonntag, 21. Mai 2017

Gelbe Escholzia



Sage dem Wind dass er sie zärtlich nur umfängt!
Sie ist zerbrechlicher als Gläser aus Murano's Flammen.
Ein heller Engel steht bei ihr der sorgsam wacht 
und hält das Blütenwunder sanft zusammen
das goldgelb aus dem Stängel drängt,
als wäre es aus Farbe nur gemacht:
ein Atemzug aus einer fernen Feenwelt!



Jakob Gelang, Mai 2017

Samstag, 20. Mai 2017

Farben




Wohin geht Liebe und mit ihr die Farben
die einst in einem bunten Himmel spielten,
die um ein "bleibe mir doch" ständig warben
und auf ein: "Bitte ewig!" dabei zielten
und die verblassten ohne sich bewusst zu zeigen?

Wohin geht Liebe die nicht weiß wohin?
Auf Wege die nicht gangbar sind und nur ihr eigen
und findet Träume die der Wind zerstiebt,
wie Farben auf der Straße die ein Kind geliebt
und dort vermalte ohne Ziel und Sinn.

Wohin geht alles das verloren ist?
Die Farben nicht allein und nicht das Kind
das neue Träume findet und sie malt.
Womit wird dies und mehr bezahlt,
das sich allein an Farben misst?

Wohin hat sich mein Herz gewandt
als ich es fort gab um der Liebe Willen?
Und welche Farbe kann den Hunger stillen
nach neuen Träumen die es einst erfand?
Und die mein Sehnen nie vergisst!

jakob gelang, 20. Mai 2017


Phoenix aus der Asche



Wohin, "Sweet Bird Of Youth" bist Du geflogen?
Und welchen Pfaden folgst Du jetzt?
Ist Dir die Erde näher als der Himmel oben?
Ist Phoenix aus der Asche aufgestoben
Im ewig gleichen Lebensbogen
Und ward um Zukunft ganz und gar betrogen?

Ich bin entsetzt!

Wohin, O süßer Vogel meiner jungen Jahre,
Hat uns der schwere Lebensweg gebracht?
Was war an Liebe da und was an Leiden?
Was ist erlebt und wieviel nur erdacht?
Ich weiß, ich sollte diese Fragen meiden!
Jedoch du willst dass ich es noch erfahre,
Eh' ich entflammen muss in wieder Nacht.

Wohin geht meines Herzens tiefe Glut
wenn alle Asche längst erkaltet ist?
Steigt aus dem dunklen Strom im Blut
ein Funke auf zum Sternenbrand im Licht?
Und dort, im ewigen Gebären,
wird Liebe uns das Auferstehn gewähren!

 Ich weiß es nicht ...


jakob gelang , 20. Mai 2017

Donnerstag, 11. Mai 2017

Die Rückkehr der Stare, ein Kontinuum


... 
Sie schwirren herbei einmal im Jahr
und fallen
in allen
Farben
des Regenbogens her 
über die Felder
die unter ihnen starben. 
...
Und sie verlangen mehr!
...
Sie kommen wieder im nächsten Jahr
und fallen
in allen
Farben
des Regenbogens her 
über die Felder
die unter ihnen starben. 
So wie das immer war.
...

Mittwoch, 10. Mai 2017

Sonntagmorgen





Es hat geregnet in der Nacht,
Die Amsel klagte es der dunklen Eibe,
Und während ich noch dieses schreibe,
Hat sie sich still davongemacht.

Nun graut der neue Tag ins Licht,
Die Eibe steht im eig'nen Schatten,
Jedoch ein "Sonntag" wird das nicht,
wie wir ihn früher hatten. ...
Die Rose strahlte in den Tag,
Der Duft erfüllte alle Sinne ...
Ihr Rot als Balsam auf dem Auge lag ...
Wenn ich das recht beginne? ...

Was war schon früher? Heut ist heut!
Die Amseln singen immer wieder! 
Und meine dunkle Eibe streut
ihr Rot auf neue Sonntagslieder!




 

Sonntag, 30. April 2017

Heute


Der Tag ist fort, wohin ist er gegangen?
Nicht in die Zeit, in ihr ist er gefangen!
Nicht in die Zukunft, dort ist er erst morgen,
und Heute kann ich nur noch von ihm borgen!

Der Tag ist weg, mit allen seinen Stunden.
Der Augenblick ist schnell mit ihm verschwunden.
So geht das immer, Tag für Tag,
Ich wache auf für einen Wimpernschlag!

Samstag, 29. April 2017

Wohin des Wegs?


"Bis hier hin und keinen Schritt weiter." sagt das Pferd.
"Und warum?" fragt der Kutscher.
"Weil ich müde bin."
"Aber ich bin nicht müde."
"Du bist ja auch die ganze Zeit gesessen."
"Es ist mein Beruf zu sitzen."
"Und es ist mein Bedürfnis zu ruhen."
"Bedürfnis ist aber nicht Dein Beruf."
"Mein Beruf ist nicht mein Leben."
"Du bist ein Pferd."
"Eben."

Begegnung am Küchenfenster


Er sieht mich an,
der Amselmann,
mit gelb umrahmtem Auge:
Ob ich zum Fressen tauge?
Ob man mich wohl verfüttern kann?
Ich blicke zurück und sage kein Wort ...
Da fliegt er fort,
der Amselmann.

Freitag, 28. April 2017

Wie funktioniert Erinnerung?

























Gestern ging ich zufällig in der Schlossstraße an einem kleinen Lebensmittelladen vorbei und sah, mehr oder weniger aus den Augenwinkeln, in einem Kistchen Früchte liegen, die ich kannte. Irgendwie forderten sie mich zum Innehalten auf. Mein Unterbewusstes rief: "Halt!" Ich ging trotzdem weiter. Aber nur wenige Schritte, dann kehrte ich um. Eigentlich erwartete ich ein italienisches Geschäft, denn diese Früchte sind in meiner Erinnerung unverrückbar mit Italien verbunden. Besser gesagt mit Sizilien! Aber zu meiner Überraschung stand über dem Laden `Souk arabica´, arabischer Markt.
Der Besitzer sah dann aber typisch arabisch aus. Ein Charakterkopf wie aus Disney's `Aladin´, inklusive Hakennase. Ich nannte ihm meinen Wunsch, er gab mir eine kleine Plastiktüte und  sagte: "Nehmen Sie was sich möchten."
Auf dem Schildchen an der Kiste stand `Nispoli´. Ich hatte sie als `Nespole´ kennengelernt ... damals ... vor wievielen Jahren? 40? 45? ... Dann spulte die Erinnerung ihren Film ab.
Sizilien. Der Bahnhof Giardini Taormina, unten am Meer, die Stadt hoch oben auf den Felsen. Ein kleines Bahnhöfchen, nur ein Haltepunkt. Walter und ich waren, auf meinen Vorschlag hin, mit der Bahn auf Italienreise. Vier Wochen lang! Nach einer Erholungspause von 8 Tagen auf Ischia, mit Neapelbesuch, hatten wir Taormina erreicht. Allerdings stellten wir beim Übersetzen vom Festland zur Insel Sizilien fest, dass der Bahnverkehr auch von den Meeresverhältnissen abhängig war. Die Straße von Messina kann ganz schön holprig sein und dann haben die Züge Verspätung! Allerdings hatten wir Glück und erreichten Taormina beinahe Fahrplanmäßig. Eine Woche wollten wir hier sein, mit Ätnabesuch, selbstverständlich.
An diesem Tag aber hatte ich einen Ausflug nach Siracusa eingeplant, ca. 120km entlang der Küste. Wir hatten `Europa-Tickets´, konnten also fahren wohin wir wollten ohne zusätzliche Fahrkosten. Syrakus interessierte mich, nachdem ich den Roman `The Mask Of Apollo´ von Mary Renault gelesen hatte. Sie beschreibt das antike Syrakus, in dem Dionysius II herrschte, der Tyrann zu dem Schiller's Damon `den Dolch im Gewande´ schlich, so lebensnah, dass ich beim Lesen quasi körperlich vor Ort war! (Das inspirierte mich zu dem Unterfangen selbst einen Roman zu verfassen, in dem Syrakus und Taormina Schauplätze sind. Allerdings spielt mein Roman `Caesar's Asche´ wesentlich später als zu Dionysius' Lebzeiten.) In Renault's Roman ist ein Steinbruch einer der Schauplätze in Syrakus. Er heißt heute noch, und er existiert auch weiterhin, `Das Ohr des Dionysius´. In diesem Steinbruch, einer riesigen Höhle, gibt es eine Stelle an der man selbst geflüsterte Worte, die weit entfernt gesprochen werden, deutlich verstehen kann. Der Tyrann mchte sich dieses Phänomen, das nur wenige kannten, Zunutzen um seine Feinde, die die Höhle als verschwiegenen Versammlungsort betrachteten, zu belauschen und danach ihre Pläne zu durchkreuzen. Diese Höhle wollte ich unbedingt `erleben´.
Es war ungefähr 11 Uhr vormittags. Herrliches Wetter! Ein idealer Reisetag. Der Zug vom Festland, andere Verbindungen nach Süden bestanden nicht, sollte um 11:15 abfahren. Es wurde 11:30, es wurde 12:00 Uhr. Kein Zug. Auf einem Nebengleis, das von der Küste weg zur Inselmitte wies, stand ein Regionalzug bereit, nur zwei Waggons. Nachdem wir lange Zeit die einzigen Reisenden waren die auf Transport warteten, kamen nun zwei junge Burschen, ca. 14-16 Jahre alt, dazu. An der Bahnstrecke standen Bäume auf denen orange-gelbe Früchte gereift waren. Die zwei, es waren Schüler wie wir erfahren konnten, die in Taormina zur Schule gingen und nun mit dem Regionalzug nach Hause fahren wollten, kletterten auf einen der Bäume und füllten ihre Hosentaschen mit den Früchten. Sie bemerkten dass wir sie interessiert beobachteten, als sie anfingen das Obst zu essen und kamen herüber zu uns um uns davon anzubieten. "Nespole." sagten sie und nickten auffordernd. "Il nome Nespole?" fragte ich in meinem mehr als dürftigen Italienisch. Sie nickten eifrig und zeigten uns dann wie man die Frucht zum Verzehr von der Haut befreit. Der Geschmack war sehr überraschenend, ungewohnt, leicht herb und adstringierend, die Konsistenz des Fruchtfleisches so zwischen Apfel und Pfirsich. Sehr erfrischend an diesem inzwischen heißen Tag.
Wohin wir wollten, fragten sie. "Siracusa." antwortete ich. Sie verdrehten dramatisch die Augen. "Treno non arrivo." Sie passten ihre Sprache meinen mangelhaften Kenntnissen an. "Molto tarde! Due, tre, quattro ore possibile." Der Zug würde sehr viel Verspätung haben bis zu vier Stunden wären möglich. Und dann machten sie uns klar, indem sie die Schultern anhoben und die Handflächen nach oben und außen wendeten. "Oggi?", dass er heute vielleicht gar nicht mehr käme. Na prima. Was jetzt. Der Lokomotivführer des Lokalzügles ließ die Dampfpfeife ertönen. Zeit für die Abfahrt. Wohin dieser Zug fahre, fragte ich die Schüler. "Randazzo." war die Antwort. Walter und ich sahen uns an. Nie gehört. Sie machten schlängelnde Bewegungen mit den Händen: "Alcantara. Molto bello!" Sie küssten ihre Fingerspitzen und schüttelten sie als wären sie sehr heiß. Deutlicher lässt sich Begeisterung auf zeichensprachlich Italienisch kaum ausdrücken. Der Lokomotivführer wurde ungeduldig und pfiff und läutete. Er wusste dass die Burschen mitfahren mussten. Also stiegen wir auch ein. Es gab noch mehr Nespole. An der nächsten Haltestelle waren sie zuhause. Sie winkten und wir hatten das Gefühl auf Sizilien `angekommen´ zu sein! Die Fahrt durch die Alcantara Schlucht war höchst beeindruckend und Randazzo erwies sich als ein vom Mittelalter geprägtes, verschlafenes Städtchen überragt vom schneebedeckten Ätna ... Unser spätes Mittagessen dort ist eine andere Geschichte und an Mandeln geknüpft. Vielleicht erzähle ich sie ein anderes Mal.

Sonntag, 23. April 2017

Gehen


"Reiten, reiten, reiten, ..."
Aus irgend einem nicht nachvollziehbaren Grund, die Gedanken sind nun einmal frei, geht mir heute der Anfang der "Weise von Liebe und Tod des Christoph Rilke" von R. M. Rilke ständig durch den Kopf wie ein sich wiederholendes Gebet. Nur dass es bei mir: "Gehen, gehen, gehen, durch den Tag, durch die Nacht, durch den Tag. Gehen, gehen, gehen." heißt. Und das aus gutem Grund!
Am Montag Abend, heute ist Samstag, kurz vor 20:00 Uhr, wurde mein linkes Bein von einem Augenblick zum nächsten taub. Und dann schwer wie ein im Boden verwurzeltes Gewächs. Dazu kam ein ausgeprägtes Schwindelgefühl. Ich hinkte einige Male schwankend im Zimmer hin und her, in der Hoffnung dass es sich normalisieren würde. Das tat es nicht!
`Wieder ein Schlaganfall!´ dachte ich.
Genau so hatte sich das selbe Bein im letzten Januar angefühlt, als ich den Schlaganfall dann bestätigt bekam. Also packte ich meinen Schlafanzug und meine Zahnbürste in den Rucksack und hinkte ins Marienhospital, das nur ca. 10 Gehminuten von meiner Wohnung entfernt ist. Es wurden ca. 15 Hinkminuten. (Ich vergaß natürlich wieder Handtuch, Duschgel und Badeschlappen.)
Am Schalter der Notaufnahme meldete ich mich mit: "Ich glaube, ich hatte einen Schlaganfall."
Ab dann war alles Routine. Das Warten. Die Blutabnahme. Das EKG. Das Warten. Die Ärztin. Das Warten. Endlich das CT. Um 1:30 Uhr kam ich auf die Schlaganfall Station und wurde verkabelt zur 24 Stunden Überwachung. Das kannte ich nicht vom Vorjahr, da kam ich gleich auf die Neurologie Station.
Es war keine Nacht zum Schlafen. Vier Männer an vier Monitoren, die ständig Impulse zum Aufpumpen der Arm-Manschette zur Blutdruckmessung aussenden, sind keine ruhigen Bettgenossen! Vom Schnarchen und andere Geräusche von sich geben einmal abgesehen, musste mein Bettnachbar drei Mal auf den "Nachtstuhl", bis es ihm beim vierten Mal gelang ein Resultat zu erreichen, das zumindest olfaktorisch beachtlich war! Und währenddessen, also in der Zeit zwischen 1:00 und 4:00 Uhr, musste sich der Mann im Bett gegenüber des öfteren übergeben, was nicht geräuschlos vor sich ging. Es war ihm auch noch den ganzen folgenden Tag übel.
Irgendwann hört man auf sich der Situation bewusst zu sein und dämmert im Wachschlaf dahin.
Am Dienstag Abend, noch vor Ablauf der 24 Stunden, wurde ich auf die "Normalstation" verlegt. Man brauchte das Bett für nachrückende Patienten. Schlaganfall scheint "in" zu sein!
Ich überspringe nun die darauf folgenden Tage, die erfüllt waren von Untersuchungen und Warten. Und unruhigen Nächten! (Das Essen war übrigens nicht so versalzen wie im Vorjahr!) Eine Untersuchung bleibt mir immer im Gedächtnis, weil mir dazu vier Nadeln in den Kopf und jeweils drei Nadeln in diverse Teile meiner Füße gesteckt wurden. Wer meine Nadelphobie kennt, ahnt was ich dabei durchmachte. Übrigens wurde dabei mit Strom die jeweilige Nervenbahn gemessen. Die Elektroschläge empfand ich als ganz angenehm und ich scherzte mit der netten weiblichen Untersuchungsperson, dass man darüber zwar wahrscheinlich keine Witze machen sollte, ich aber vielleicht sogar auf dem Elektrischen Stuhl Spaß hätte. Es stellte sich dann heraus, dass einige Nerven in meinen Füßen nicht mehr funktionsfähig sind, weshalb ich eventuel eine Gehunsicherheit haben könnte. (Die Formulierungen waren schwammiger als das Gefühl in meinen Beinen!) Aber das sei altersbedingt und dagegen könne man nichts machen.
Einmal kam der Chefarzt mit zur Visite. Die Stationsärztin schilderte ihm in knappen Worten den Grund meiner Anwesenheit und der Herr Professor meinte wohlwollend: "Alles richtig gemacht. Gut so." Da fühlte ich mich gleich viel besser!
Die gute Nachricht war schlussendlich, dass ich keinen Schlaganfall erlitten hatte. Den Zustand meines linken Beines und das ständige Schwindelgefühl konnte man sich nicht erklären. Dafür gab es keine medizinische Befunde. Ich solle mir vom Hausarzt Krankengymnastik verschreiben lassen und ich dürfe auf keinen Fall für vier Wochen Auto fahren! Nachdem ich nicht einmal einen Führerschein habe, ist das mein kleinstes Problem! So wurde ich dann am Freitag Nachmittag, gestern, entlassen. Und jetzt muss ich "gehen, gehen, gehen, durch den Tag ..." um es wieder richtig zu können.
Bei Rilke heißt es dann weiter "Und der Mut ist so müde geworden und die Sehnsucht so groß."
So weit bin ich noch nicht.
Übrigens hatte ich in der vergangenen Nacht einen Traum in dem ich zwei Mal zu irgend Jemand "Arschloch" sagte. Was das wohl zu bedeuten hat?


Samstag, 22. April 2017

Eine Liebe im April





Schon hängen dunkelgrüne Schatten tief in die Allee,
(wobei es gestern erst noch einmal schneite.)
Man könnte meinen dass der späte Schnee
dem Sommer einen frühen Weg bereite.

Im Baumgeäst verströmen morgens Amsellieder
den süßen Klang vom Frühling der vergangen scheint.
Aus allen Gärten fällt der schwere Flieder,
wie Tränen die ich gestern selbst geweint.

Gehe ich heute die Allee entlang wie einst
als ich noch nicht die Bitterkeit der Tränen kannte,
weiß ich: Die Träne die Du um die Liebe weinst,
ist Frühlingsflieder den der Schmerz verbrannte.

gelang 22. April 2017 (für Peter L.)