Am 30. Juli wurde ich im Charlottenklinikum für Augenheilkunde zur operativen Behandlung von Glaukom (Grüner Star) und Katarakt (Grauer Star), am rechten Auge, stationär aufgenommen. Das linke Auge ist für Anfang September eingeplant. Die Vorgeschichte ist in anderen Kapiteln nachzulesen. Die Therapie durch Lasern im Katharinenhospital hatte sich als unwirksam erwiesen. Zwar hatte ich dann dort Termine für die chirurgischen Eingriffe bekommen, sagte diese aber ab, weil ich mir nicht vorstellen konnte, noch einmal mehrere Tage in einem der Zimmer mit Fernsehgerät an der Wand unter der Zimmerdecke mit einem Mitpatienten zu verbringen. An Schlaf ist da, selbst wenn der Andere Kopfhörer benutzt, nicht zu denken. Schon gar nicht, wenn dieser Fussball-Fan ist und das Spiel lautstark kommentiert, wobei die "Toooooor!!!"-Schreie selbst Tote aus der ewigen Ruhe reißen.
Darum geht es in diesem Kapitel allerdings nicht, auch wenn der Titel das vermuten lassen könnte. Eigentlich hat sich der Inhalt des ersten Absatzes erst beim Schreiben zufällig zwangsweise in diese Richtung entwickelt.
Diese Plastik aus rostendem Gusseisen (wann waren die doch gleich Mode?) steht neben dem Ein/Ausgang des DiakonissenKlinikums, mit dem das Charlottenklinikum im Verbund steht. Zuerst hielt ich sie für die augenfällige Darstellung einer "Kreuzigung-Pieta-Auferstehung", ehe ich erkannte, dass es die "Genesung" ist. Aber das rostende Eisen ist nicht der Grund, warum ich dieses Foto hier einfüge, sondern das helle Gebäude, das sich im Hintergrund spiegelt. Es steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite und ist ein Teil der Berufsschule, die ich während meiner Lehre zum Buchdrucker drei Jahre lang besuchte. Schloss sich hier ein Lebennskreis?
Vielleicht fiel mir deshalb in der Nacht, in der ich die Schreie hörte, meine Kindheit ein. Es war die die dritte Nacht in der Klinik, die Nacht vor dem Tag meiner Entlassung ... Aber ich fange am Anfang an.
Im Gegensatz zur Augenklinik im Katharinenhospital, die, was die Zimmer betrifft, in der Nachkriegszeit (ich meine den sogenannten "Zweiten Weltkrieg") stehen geblieben ist, befindet sich das gesamte Charlottenklinikum in einem Neubauzustand. Inwieweit die Bausubstanzen der beiden Kliniken übereinstimmen, kann ich nicht beurteilen. Damit will ich sagen, dass nirgendwo der Verputz bröckelt. (Man muss vorsichtig sein mit dem was man schreibt, auch wenn es nur ganz persönliche Eindrücke und Erfahrungen sind, sonst kann es sein, dass man wegen Verleumdung oder Ähnlichem verklagt wird.)
Um 9:30 Uhr sollte ich mich "auf Station" melden. Ich war, typisch Schwabe, schon kurz nach 9 Uhr dort. Das brachte keinen Vorteil, ich musste bis neunuhrdreißig warten.
Warten, das wusste ich ja aus dem Katharinenhospital, ist eine Grundsubstanz, wenn man es so nennen möchte, der Behandlung von Augenerkrankungen. Allerdings sind die Wartezeiten der stationär aufgenommenen Patienten im CK (Charlotten Klinikum) strikt von denen der Ambulanten getrennt, was im KH (Katharinen Hospital) nicht der Fall ist, was die Dauer des Wartens erheblich unterscheidet. Das trifft selbstverständlich nicht zu, wenn man zu früh dran ist.
Nachdem ich bei einer freundlichen Dame drei Formulare, eines davon beidseitig, unterzeichnet hatte, war ich verwaltungstechnisch erfasst. Danach wartete ich auf die eigentlich Aufnahme in ein Zimmer. 101 entschied die freundliche Dame in dem großen Glaskäfig, die mich dann einer freundlichen Schwester übergab, die mich auf das Zimmer bringen sollte, nur um plötzlich: "Halt." zu sagen und: "Auf hunderteins sind ja Frauen." Also 201.
Dort waren dann Männer, in ein lautes Gespräch verstrickt. Vier Männer! Und nur drei Betten!! Eins davon war plasikverhüllt. Die Schwester zog die Verhüllung ab und sagte, mit einem herzigen, osteuropäischen Akzent: "Das ihr Bett. Hund das ihr Schrank." Dann ging sie. Ein Dreibettzimmer also, dachte ich und war nicht begeistert. Allerdings ohne "Public Viewing Fernseher", nur winzige Monitore, kleiner als mein iPad, direkt am Bett.
Ich atmete auf. Dann gingen zwei der Männer. Zum Glück auch der mit der extrem lauten Stimme. Er war der Sohn des Patienten, dessen Bett ich übernommen hatte. Die zwei anderen stellten sich als meine "Zimmerkollegen" vor, Herr S. und Herr F., und ich packte mein Köfferchen aus.
Willkommen im "Zauberberg"-feeling.
Fortsetzung folgt.

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