Samstag, 18. Oktober 2014

Torcello



Noch einmal quält ein schmaler Streifen Land
den müden Horizont zurück ins Leben,
fordert Beachtung, ohne viel zu geben,
nur flache Farben, Schilf und Sand.


Hier dürfte, außer Himmel, nichts mehr sein
als eine Stille, atemlos und blau,
die Meeresferne ungenau. ...
Und doch ist noch so vieles Stein.


Trotzdem ist keine Härte in den Dingen.
Durchsichtig wie Opal zittert das Licht.
Warum zerbersten diese Steine nicht
bei einem Glockenton, am Vogelsingen?


So wird zum Rätsel jeder neue Tag, 
die Stunden weigern sich Vernunft zu tragen,
und Jahre haben gar nichts mehr zu sagen,
wo selbst die Ewigkeit nur schweigen mag.

Doch wenn das einstürzt und vergeht,
 vom Licht ganz aufgelöst, ein Teil der Fluten,
wird dieser Horizont noch lange bluten,
der jetzt im Zeichen großer Schmerzen steht.


gelang 1975






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