Dienstag, 23. Februar 2016

Reha - Bringt das was?


Aus dem Loch, in das ich fiel als ich den Schlaganfall hatte, muss ich herauskommen, das ist klar. Nachdem ich aber wieder einigermaßen "unbehindert" gehen konnte, war die erste Hürde zur Normalität schon genommen. `Brauche ich also überhaupt Reha?´ fragte ich mich.
"Rehabilitation", das hört sich so nach `etwas Bösem bezichtigt werden und nun das Gegenteil beweisen müssen´ an. Wem soll ich denn beweisen dass ich "der Alte" bin, der vor dem Schlaganfall?
Die Antwort ist ganz einfach: Mir selber!
Letzten Donnerstag war der erste von 15, von der Krankenkasse bewilligten, Rehatagen. Dabei ging es allerdings nur um das Kennenlernen des Hauses und seiner Einrichtungen, sehr großzügig angelegt und gut überschaubar, und um die ärztliche Untersuchung. Diese war sehr gründlich und fallbezogen. Ich war sehr zuversichtlich danach und durfte dann wieder nach Hause. Dabei stellte ich fest, dass ich, wenn ich den Heimweg zu Fuß mache, 127 Stufen nach oben und 182 Stufen nach unten gehen muss. Stuttgart ist nun einmal eine "Stäffelestadt"! Insgesamt sind es 2 ½ Kilometer, die schaffe ich, trotz derzeitigem Handicap, in 20 Minuten. Morgens fahre ich allerdings mit dem Bus, sonst komme ich k o in der Klinik an, weil es dann ja 182 Stufen nach oben wären!
Am Freitag ging es dann gleich zur Sache. Die Anwendungen sind breit gefächert, von psychologischer Unterstützung, von der ich nichts halte, bis zur Klärung von sozialen Fragen. So erfuhr ich heute bei der Beratung, dass ich keinen Anspruch auf einen Behinderten-Ausweis habe, so lange ich noch so selbstständig für mich sorgen kann, wie es derzeit der Fall ist. Na, ehe ich meine Freiheit aufgebe, verzichte ich gerne auf die Vergünstigungen eines Schwerbehinderten!



































Das ist der Behandlungsplan für drei Tage dieser Woche. "Sperrzeit" ist die Zeit vor dem ersten Termin, die man zur Anreise nutzen kann/muss. Das sind bei mir ca. 20 Minuten, je nachdem wie ich den Omnibus erwische. Zu Fuß brauche ich auch 20 Minuten. "Mobilisierung" bedeutet das Nutzen von Krafttrainings-Geräten, in die man einmal eingewiesen wird und die man dann im "Eigentraining" bedient. Bei mir sind das Geräte zur Balance-Stabilisierung, Stärkung der Beine, Arme und des Rückens und zur Erhöhung der Ausdauer.  Die meisten Geräte kenne ich schon vom Krafttraining aus meiner jüngeren Vergangenheit. (Siehe die Kapitel über Kieser-Training.) Nur das "Balance-Brett" ist mir völlig neu.
Übrigens musste ich mir neue "Turnschuhe" kaufen (54.99 €, reduzierter Preis.) Auch die Hose ist neu. (Jetzt bin ich am Überlegen ob ich, nach Abschluss der Reha, nicht wieder zu "Kiesern" anfangen soll. So gerät man ganz nebenbei in einen Teufelskreis!).



Die einzelnen Therapie-Sitzungen dauern meist eine halbe Stunde. Viele, ja, die meisten, sind körperlich anstrengend. (Ich hatte schon seit Jahren keinen Muskelkater mehr, jetzt weiß ich wieder wie unangenehm er ist!) Es gibt aber auch Übungen am PC: Zur Ermittlung des Reaktionsvermögens, des Gesichtsfelds, der Assoziation und so weiter. Andere betreffen die Feinmotorik der Hände. Da der essentielle Tremor allerdings keine solche zulässt, wurden diese Übungen aus meinem "Stundenplan" gestrichen und durch "Beinarbeit" ersetzt.
Es ist also nicht so, dass man da 15 Tage lang faul herumsitzt und aufs Mittagessen wartet. Das gibt es übrigens von 12 - 13 Uhr. Es gibt 2 Menüs, eines vegetarisch, Veganer können einen großen Salatteller bekommen. Das Essen ist, für meinen Geschmack, sehr gut! Es wird in der eigenen Kantine gekocht, in die man bei der Essenausgabe Einblick hat. Hier möchte ich auch gleich einmal ein ganz großes Lob an das gesamte Personal aussprechen. Nichts von der Ruppigkeit mancher Pfleger/innen im Krankenhaus! (Wobei dort die mit Migrationshintergrund die angenehme Ausnahme bildeten!) Aus Rücksicht auf meinen Tremor, werde ich zum Essen begleitet, man trägt mein Essen (wenn sonst niemand da ist, macht es der Küchenchef persönlich), das ich auf meinen Wunsch hin in einer Schüssel serviert bekomme, an den Tisch an dem ich sitzen möchte. Das ist meist einer an dem sonst niemand sitzt. Stress vermeiden ist ein Prinzip hier! Zwar wird das Umfeld des Gebäudes zur Zeit neu gestaltet, aber zum Glück hält sich der Baulärm in Grenzen.





























Wie aus dem Wochenplan ersichtlich ist, habe ich morgen eine "Externen Arzttermin". Das heißt, dass ich morgen das Gerät zur 24 Stunden Messung von Herz und Blutdruck beim Kardiologen angelegt bekomme. Der Termin ist um 8:45 Uhr. Da lege ich jetzt eine Pause ein und gehe schlafen. Ich bin kein freudiger Frühaufsteher ...







Keine Kommentare: