Montag, 2. September 2013

Das letzte Kapitel



Sieben Wochen im Royal Wings Hotel, sieben Wochen Antalya. Eine lange Zeit? Nicht wirklich, in Anbetracht der Vergänglichkeit meiner Erinnerungen. Sie verblassen so schnell, wie die Vorfreude vom realen Ereignis eingeholt wurde. Deshalb habe ich im Hotel jeden Tag Tagebuch geführt und jetzt dieses "Tagebuch", das ja keines ist, geschrieben und bebildert. AliAli, der beste Kellner der Welt, fragte mich einmal, was ich denn immer schreiben würde. Ich erklärte es ihm. Er sah mich nachdenklich an und sagte dann: "Ich denke, in fünf Jahren wenn Du dieses lesen, dann weinen."



Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Man trauert nicht über schöne Erinnerungen, man lächelt darüber. Und über Vieles kann man sogar lachen, das vielleicht im Erleben gar nicht so amüsant war. Ich habe die Zeit genossen, wurde verwöhnt und umsorgt wie noch in keinem Urlaub zuvor. Aber ... Bin ich nicht mit allem so vertraut, dass keine Steigerung möglich ist?

Es gibt immer ein "Aber" in allen Dingen und mein Aber ist die Scheu vor der Wiederholung. Kann es noch einmal so perfekt werden? Die einzige Stadt die ich mehr als einmal im Urlaub besuchte war vor Antalya nur Venedig. Sie ist die Stadt meiner Seele. Man kann dieses Gefühl der Verbundenheit nicht beschreiben. Es hat nur bedingt mit den Äußerlichkeiten, wie dem Atmen des Lichts, dem Tönen des Wassers und dem physischen, wirklich körperlich spürbaren Erleben des Schönen zu tun. Für mich ist es die Ruhe, trotz des Lärms, die mich wie schützende Hände umhüllt, sowie ich den ersten Vaporetto betrete. Hier bin ich daheim. 

Venedig 1970

Antalya wurde für mich in einer Zeit persönlicher Verunsicherung "gefunden". Diese Zeit liegt hinter mir. Möchte ich gerne daran erinnert werden? Wohl eher nicht. Werde ich Antalya wieder sehen? ...

Was bleibt sind die Erinnerungen an eine schöne Zeit der Erholung. Ich möchte sie nicht missen und bin allen dankbar die sie gestaltet haben, weiß aber, dass sie nicht wiederholt werden kann. Der Abschied fiel mir schwer. AliAli und Meister Ali umarmten mich und als ich in den Rent-a-car einstieg fing es an zu regnen. Auf der Fahrt zum Flughafen baute sich dann ein Unwetter auf, das sich mit voller Wucht entlud als wir dort ankamen. Blitz und Donner gingen ineinander über und es goss aus Kübeln. Über der Stadt war der Himmel pechschwarz und dort hagelte es "Golfbälle", wie ich später in einem YouTube Video sah. Dramatischer hätte meine Abreise von der Natur nicht gestaltet werden können! 



Ganz am Anfang dieses Berichts habe ich geschrieben, dass ich eigentlich keine längeren Reisen mehr unternehmen wollte. An dieser Einstellung hat sich nichts geändert. Allerdings habe ich jetzt zwei Koffer im Keller stehen. Man wird sehen was die Zukunft bringt. 

Und vielleicht bin ich ja an meinem 75 Geburtstag in Venedig? ...

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