Donnerstag, 8. Mai 2014

Istanbul, ich komme!


Von dem 5. auf den 6. Mai habe ich schlecht geschlafen. Ehrlich gesagt hatte ich alle möglichen Zweifel über diese Reise. Sollte ich sie überhaupt antreten? Meinen Platz im Flugzeug hatte ich zwar reserviert, 4A, gleich hinter der Business Class. Aber irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl. Nicht diese "Ich hab ein Unglück ahnend Herz"-Sache, aber eine verschwisterte Variante. Mir war mulmig, sagen wir mal so.
Ein bisschen Schuld war schon auch der am Vortag absolvierte Besuch beim Augenarzt. Da hatte ich ja heimlich gehofft, der würde sagen, dass alles halb so schlimm sei und ich nicht operiert werden müsse. Leider hat er mich enttäuscht. Wenigstens konnte ich aber die Klinik wechseln, in der der Eingriff durchgeführt werden soll. Ich sagte klipp und klar, dass ich in kein Zimmer wolle, in dem ein Fernseher an der Wand hängt. Das wäre ja undenkbar, dass es so etwas noch gäbe, meinte er. Hoffentlich hat er recht. Am 30. 5., zwei Tage nach meiner Rückkehr aus Istanbul soll ich dort zu einem ersten Sondierungsgespräch antreten. Und das morgens um 7:45 Uhr. Da kommen bei mir keine fröhliche Gedanken auf!
Um fünf Uhr tropfte ich meine Augen, damit die Nebenwirkungen schon ein bisschen Zeit hatten etwas nebenzuwirken. Um 6:45 stand ich auf, obwohl ich den Wecker erst auf 6:59 gestellt hatte. Wer liegt schon gern im Bett und grübelt in dunklen Gedanken? Rasieren, Duschen, 1 Tasse Kaffee trinken (obwohl ich keine trinken wollte, wegen des Müssen müssens), 4 Scheiben trockenes Knäckebrot knuspern (und das am frühen Morgen!) und einen Apfel essen. Den Apfel aß ich nur, weil er da war und sicher keine drei Wochen frisch bleiben würde. 10 vor 8 ging ich aus dem Haus.
Die Bahnen fuhren verhältnismäßig pünktlich, wenn man den Ansagen glauben durfte. Trotzdem entschied ich mich dafür, gleich die erste zu nehmen, die nach Stuttgart Vaihingen ging. Sollte etwas unvorhergesehenes mit den nachfolgenden Bahnen passieren, wäre es billiger von dort mit einem Taxi den Flughafen zu erreichen, als von der Stadtmitte. (Siehe meine Erfahrung beim Antritt der Reise für "7 Wochen Antalya".)
Zum Einchecken war ich trotzdem nur 10 Minuten zu früh dran. Das ging dann aber zügig und ich bekam meinen reservierten Platz. Bei der Kontrolle piepste nichts und auch die Passkontrolle fand nichts, das meinen Abflug verhindern konnte.
Dann hieß es eben warten. Nichts passierte, keine lustigen Zwischenfälle. Lediglich ein farbiger Mitreisender packte neben mir seinen ganzen Besitz, den er in einer Plastiktüte mitgebracht hatte in einen Koffer um und telefonierte nebenher. Danach vesperte er ein belegtes Schwarzbrot. "Neben mir sitzt ein Schwarzer der Schwarzbrot vespert." messagte ich meinem Freund. "Versteh ich nicht." kam seine Antwort. Er meinte, der esse Vollkornbrot. Nein, ganz gewöhnliches Schwarzbrot, schrieb ich zurück und wunderte mich, ob man das auch nicht mehr sagen darf, wie Neger und Zigeuner und Weib.




























Platz 4A hat mehr Fußraum und ist ein Fensterplatz. Den wollte ich ja, weil ich unbedingt Istanbul "im Anflug" erleben wollte. Wir starten pünktlich und sind bald "über den Wolken". Das Menü, ich hatte lediglich mit einem belegten Brötchen gerechnet, wie ich es von den Billigfliegern kenne, bestand aus: Räucherlachs mit Kartoffelsalat als Vorspeise, gefolgt von Aubergine gefüllt mit Huhn, dazu Reis und der Nachtisch war eine köstliche Süßspeise deren Name ich vergessen habe. Es war auf jeden Fall kein Pudding. Getränke standen zur freien Wahl, alles außer Alkohol. Ich nahm ein Sprudelwasser.




























So sah das Essen "nachher" aus, für "vorher" hatte ich zu viel Kohldampf um zu fotografieren. Es gab auch ein Brötchen und ich hätte es mit Butter oder Frischkäse bestreichen können, aber ich muss ja wegen der Gallensteine, und wegen der Figur, auf den Fettkonsum achten. Von den Verdauungs-Krackers habe ich zwei gegessen und das war gut so, weil es in meinen Innereien ganz schön zu rumoren anfing. Trotzdem schaffte ich den ganzen Flug ohne Toilettenbesuch.
Der Flug verlief sehr ruhig, ohne Turbulenzen. Die Wolkenbilder änderten sich von wenig nach mehr, mal waren es nur Tupfen, dann Watteberge. Dass wir uns überhaupt fortbewegten sah ich erst, als ein Flugzeug im Gegenverkehr in ungefähr 1000 Meter Entfernung pfeilschnell vorbeischoss. Es war sehr beeindruckend. Ich hänge ein paar "Wolkenbilder" an.


So erreichten wir dann Istanbul. Ich hatte mir vorgestellt, dass wir bei strahlendem Sonnenschein einfliegen würden und der Bosporus, links Europa, rechts Asien, und die Minarette der Blauen Moschee unter uns liegen und beinahe unsere Flügel berühren würden. Aber um das auch nur im Ansatz zu sehen, muss man auf der rechten Seite im Flieger sitzen. Ich saß links, Allerdings schien rechts die ganze Zeit die pralle Sonne herein … Ich sah also das von "Istanbul", als wir über das Marmarameer einschwebten:




Die Landung verlief glatt. Die Mitreisenden applaudierten, noch ehe der Pilot meldete, dass wir gelandet seien. 
Der Flughafen ist gigantisch!
Ich ging erst einmal aufs Klo. Ein junger Mann trank Wasser aus der Leitung, wovon eigentlicch abgeraten wird ...
Die Warteschlange zur Passkontrolle war hyperlang! Mehrere Maschinen waren beinahe gleichzeitig angekommen. Ich habe so etwas noch nie gesehen oder erlebt. Und in keinem Reisführer wird man darauf aufmerksam gemacht. Aber schließlich, nach einer Stunde! bekam ich mein gestempeltes Papierchen. Der junge Beamte sah gelangweilt aus.
Dann musste ich die Gepäckausgabe finden. Alle "meine" Mitreisenden, an denen ich mich orientieren können hätte, waren längst verschwunden. Keiner von ihnen war wohl auf dem Klo gewesen. Die Suche nach dem richtigen Förderband dauerte eine viertel Stunde. natürlich waren die Gepäckstücke aus Stuttgart längst durch. Wo war mein Koffer? Kurze Panik! Zum Glück ist dort immer freundliches Personal vor Ort, mit man man sich auf Englisch verständigen kann. Schließlich bekam ich meinen Koffer.
Wo aber ist der Eingang zur Metro? …
Ich habe ihn schließlich gefunden und saß in der Metro vom Flughafen zur Station Aksaray. Kostet übrigens nur 3 TKL.

Fremder, kommst Du nach Istanbul und weißt nicht gleich dann wo Deine Unterkunft genau lokalisiert ist, kennst also nicht den Weg dorthin, wappne Dich mit Geduld, Stehvermögen und Zeit! Hast Du diese nicht, weine, setze Dich in die Metro, fahre zurück zum Flughafen und fliege zurück nach Hause!!
Ich habe das Viertel in dem mein Apartment liegt von halb Fünf bis sieben Uhr durchwandert. Immer wieder kam ich an dem gleichen Friseur, der selben Apotheke, den Gemüseständen, den Dönerbuden, den Moscheen und einem Hamam vorbei. Ein durstender in der Wüste kann nicht frustrierter sein! Natürlich fragte ich auch Einheimische. Aber die konnten mit meinem Stadtplan und der Adresse nichts anfangen. 

Zumindest dachte ich das. Aber einige Male wurde ich schon in die richtige Richtung gewiesen, fand aber die Adresse nicht! Schließlich fragte ich einen Taxifahrer, der telefonierte mit dem Besitzer, welcher deutsch spricht, der sagte mir, am Telefon des Taxifahrers, weil ich ja kein Handy habe, ich solle mich nicht von der Stelle rühren, ich war wieder am Ausgang der Metrostation gelandet, sein Partner komme gleich vorbei und hole mich ab. Es wären nur zwei Minuten bis zum Apartment. Ich wartete dann doch etwas länger, weil ich am Ausgang B stand, er mich aber am Ausgang A suchte. Es waren dann wirklich nur zwei Gehminuten, gemütliche, bis zum Ziel. … Odysseus lässt grüßen.


Im zweiten Stock, links, ist mein Schlafzimmer. Drei Wochen Istanbul. Hoşgeldeniz, oder so ähnlich, heißt "Willkommen!"
Here I am!


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