Sonntag, 25. Mai 2014

Bilder aus Istanbul


Bilder sind Augenblicke. Mit jedem Lidschlag wird eines aufgenommen und abgespeichert. Keine Kamera könnte dieses Volumen fassen. Was meine Kamera erfasst hat ist sehr wenig und von dem Wenigen muss ich viel weglassen, um diesem Blog nicht zu viel zuzumuten. Aber was lasse ich weg? Ich habe doch schon eine Auslese getroffen und alles gelöscht, was nicht gelungen war. Das aber ist der springende Punkt: Was ist gelungen? Kein Bild das die Kamera aufzeichnet ist so, wie es das Auge sieht, oder gesehen hat. Die Kamera ist viel zu langsam, um das wirklich Gesehene zu erfassen.
Inzwischen bin ich seit 13 Tagen hier und habe das Gefühl, schon immer in dieser Stadt gelebt zu haben. Die Engländer sagen dazu: "It grows on you." Und es ist wirklich ein "Zuwachsen" das sich in jedem Augenblick ereignet. Dabei hatte ich ja erst einmal 4 Tage Regenwetter und Regenwetter in Istanbul ist etwas sehr nasses. Die Nässe "fällt" nicht, sie ist da und hüllt ein. Plötzlich, ohne dass man es bemerkt hat, ist man einfach nass, von aussen nach innen und umgekehrt. Das ist nicht unbedingt angenehm, aber auch nicht unerträglich. Es wächst einem zu. Ich muss zugeben, dass es mich immer Überwindung gekostet hat das Apartment zu verlassen, aber wenn ich dann draußen war, bin ich, quasi, geschwommen.
Auf jeden Fall habe ich den Taksim Platz so erlebt, als wäre er seine Spiegelung, nicht das Original. Es war mein erster "größerer" Ausflug, weg von Aksaray und ich war gespannt, ob ich mich zurechtfinden würde. Die Tramway brachte mich bis zu der Haltestelle, an der die unterirdische Seilbahn startet und nach fünf Minuten Fahrt tauchte ich, im wahren Wortsinn, "auf" in den Taksim Meydanı.




Ich nehme an, dass die "Einheimischen" einen eigenen Schirm dabei haben, die Touristen erkennt man an den durchsichtigen Plastikschirmchen, die keinem Windstoß stand halten und oft schon an der nächsten Straßenecke Müll sind.



































































































Ich kann es schon einmal vorweg nehmen, dass es am sonnigen Tag, als ich den Platz zum zweiten Mal besuchte, auf dieser Flaniermeile (die historische Straßenbahn ist das einzige Verkehrsmittel auf das man achten muss, na ja, bis auf ein paar Motorroller und Taxis und Zulieferer …) nicht mehr belebt war und es fehlte die "Musik" der Schirmverkäufer, die ihre Ware beinahe singend anboten.

































































































































Eher im Gegenteil! Allerdings entdeckte ich diesmal die St. Anton Kirche. Es gibt überhaupt überraschend viele Kirchen in den alten Stadtteilen. Ich nehme an, dass das auf Atatürks Konto geht.































Über die Ausdehnung der Stadt habe ich mir keine Gedanken gemacht. 15 Millionen Einwohner, schon diese Zahl ergab wieder einmal kein Bild in mir. Auf wie viele Quadratkilometer aber die Wohnungen und Arbeitsplätze dieser Menschen angesiedelt sind, das war in meine Überlegungen noch nicht eingeflossen. Genau genommen habe ich ja nur die Stadtteile gesehen, die beim Anflug unter dem linken Flügel lagen. Das sah überschaubar aus. Einen Eindruck von der Ausdehnung der Alten Stadtteile bekam ich von der Galerie des Galata-Turmes aus. Aber das sprengte ja auch noch nicht alle Dimensionen der Vorstellungskraft und auch beim Besuch des Pierre Loti Cafès, hoch auf einem etwas abseits gelegenen Hügel, "hielt sich alles noch in Grenzen".

Übrigens sollte man zu den Frühaufstehern gehören, wenn man in Istanbul die Sehenswürdigkeiten wirklich sehen möchte und der Blick vom Turm über die Stadt ist sehr sehenswert. Als ich beim ersten Mal am Nachmittag versuchte hier herauf zu kommen, stand eine doppelte Menschenschlange ungefähr 30 Meter oder mehr auf den Vorplatz und die Stufen zur Kasse und den Aufzügen hinauf. Apropos die Aufzüge. Es gibt zwei davon und jeder darf höchstens zehn Personen befördern und zehn Personen sind dann aber dicht zusammengedrängt, da ist die Fahrt in der 
Tramvay noch goldig dagegen, obwohl man dort manchmal wirklich nicht weiß, auf wessen Füßen man steht und wer sich auf den eigenen einen Stehplatz sucht. Wer höflich sein will und sich jedes Mal entschuldigen möchte, wenn er jemand auf die Füße getreten ist, sollte sich das Wort "Üzgünüm" einprägen. 
Oben muss man erst noch über eine nicht sehr breite Treppe bis zum Ausgang auf die Galerie hinaufsteigen, der übrigens auch der Eingang für den Abstieg ist, breit genug für gerade mal zwei Personen.
Auf der Galerie selber, die man rechts herum begehen soll, haben nur Liebende hintereinander Platz und dann kommt natürlich niemand mehr an ihnen vorbei, und wenn sich jemand, wahrscheinlich Engländer, nicht an den Rechtsverkehr hält, geht bald gar nichts mehr. Ich war an dem Morgen der Dritte, der auffuhr zur Galerie, vor mir waren zwei Japaner. Die  hatten die Runde schon geschafft, als ich zum ersten Mal herum war. Beim zweiten Mal kamen mir prompt zwei, ich nehme an, Engländer von links entgegen. Ich habe ja nichts gegen "tight spots", aber möchte doch nicht mit Jederfrau auf Tuchfühlung gehen.
Am Nachmittag, oder wann immer der Turm "gut besucht" ist, darf man sich auch nicht zu viel Zeit zum Fotografieren nehmen! Postkarten kaufen!





Der Blick von oben lohnt aber auch dann, wenn man eben nicht anders kann, als Nachmittags zu kommen. Schließlich hat nicht jeder drei Wochen Zeit, um ganz Istanbul zu sehen. Zugegeben, drei Wochen reichen nicht dafür, aber wenn man Morgens dorthin geht, wo später Tausende sich drängen, hat man wenigstens etwas von dem Besuch, nicht nur lange Wartezeiten und einen schnellen Blick aus der vierten Reihe auf die Exponate im Museum.









































































Vom Café Pierre Loti sieht man die Stadt so quasi aus der Gegenrichtung, vielmehr, man sieht das wenige von der Stadt, rechts und links vom "Goldenen Horn", das man als Tourist für ganz Istanbul hält. Der Blick ist aber auch lohnend und der Andrang ist immer groß. Nachdem ich vergeblich nach einer Busverbindung gesucht hatte, nahm ich schließlich genervt ein Taxi, das sich auch schnell dem Ziel näherte ... und dann, bei einem Überholmanöver, einen leichten Unfall baute. Ein zweites Taxi schaffte es dann doch noch nach oben.

Man kann auch mit einem Ausflugsboot bis zum Fuß des Hügels gelangen und dann mit einer Schwebebahn hinaufgleiten, oder den Fußweg durch einen großen, alten Friedhof wählen, der allerdings kopfsteingepflastert und auch sonst ziemlich uneben ist. Alleine ist man beim Aufstieg auch nicht gerade und dem Gegenverkehr muss man ständig ausweichen. Ich erlebte das auf dem Weg nach unten. Also entweder auch wieder früh los, oder Augen auf und durch! Ich wünsche, ich bekäme einen Cent für jedes Foto das hier pro Tag geknipst wird!























































Aber um das Istanbul der 15, oder sind es 17 Millionen?, Einwohner flächenmäßig zu begreifen, muss man die Fähre, oder eines der Ausflugsschiffe nehmen, die zu den "Prinzen Inseln" fahren. Endlos zieht sich die Stadt am Ufer entlang … aber darüber berichte ich separat.






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