Eigentlich ist das Essen kein wirkliches Krankenhausthema, weil man aber essen muss, wird es doch zu einem. Bei meinem Aufenthalt in der Augenklinik habe ich darüber ausführlich berichtet in dem Blog-Kapitel >Klinikessen<. Das Essen dort war SPITZE! Es kam von einer Großküche, der ich noch im Nachhinein 5 Sterne geben möchte!
Das Essen im MH war von der Qualität der Zutaten her nicht schlechter, aber die Zubereitung ließ doch einiges zu wünschen übrig, vielmehr wünschte ich mir eines weniger: SALZ! Ich verstehe nicht, wie man in einem Krankenhaus derartig viel Salz anwenden kann. Will man damit den Durst anregen weil die Patienten sonst zu wenig trinken? Das wäre eine fragwürdige Methode. Eines steht aber fest: der Geschmack der Speisen bleibt völlig auf der Strecke! Selbst des Schwaben Lieblingsgericht Linsen, Spätzlâ und Saitenwürschtlâ erleidet da Schiffbruch.
Erst am Tag meiner Entlassung, als ich um die Mittagszeit längst zu Hause sein können hätte aber noch stundenlang wegen der Reha auf den Sozialen Dienst warten musste, bekam ich ein Essen das wirklich auf den Punkt gegart und gewürzt war. Es gab Kartoffel/Sellerie-Gratin und Rote Beete Gemüse. Eine gelungene "Henkersmahlzeit", zumal ich das Gemüse gern esse.
Ich lobte dieses Essen gegenüber der Frau die immer die Tabletts abräumte: "Heute war das Essen aber sehr gut."
Sie warf mir einen strengen Blick zu, eine Frau mit Walkürenstatur, und sagte: "Bei uns Essen immer gutt!"
Ich schwieg.
Am dritten Tag meines Aufenthalts, dem Sonntag (der Aufnametag zählt ja bei der Abrechnung der Zuzahlungskosten als ganzer Tag) geschah also in medizinischer Hinsicht gar nichts, außer dass ich zum Frühstück die ASS Tablette nahm, die von nun an zu meinem "täglich Brot" gehört. (Gleich nach der Entlassung suchte ich meinen Hausarzt auf, der mir ein Rezept für 100 dieser "Blutverdünner" ausstellte. Die Packung kostete 3.60 €. Finanziell ruinieren wird mich also diese Vorbeugungs-Therapie nicht.) Ich humpelte also durch die Korridore und fotografierte die Aussichten.
Dann unterhielt ich mich mit Mustafa. Er ist Deutsch/Türke, jetzt 31 Jahre alt, und hadert mit dem "Schicksal" weil es ihn in jungen Jahren, er hatte einen guten Job bei Bosch, eine intakte Familie mit Bruder und Schwester und ein gesichertes Leben vor sich , so schwer schlug. Da geriet er unter den Einfluss eines Kollegen der ihn an Drogen heranführte. Nach einer Überdosis lag er im Koma, er war 21 Jahre jung, und als er aufwachte hatte ein Schlaganfall seine Beine gelähmt und seine Sprache "geschreddert". Er kann zwar sprechen, verhaspelt sich aber immer innerhalb der Wörter und produziert dadurch viel Kauderwelsch, das man erst mit viel Nachfragen in eine Verständliche Äußerung übersetzen kann. Am schlimmsten ist ihm aber, dass er nicht gehen kann, nur mit Krücken kann er sich, in nach vorne abgewinkelter Schieflage, vorwärts bewegen. Zu all diesen Behinderungen kommt noch, dass er auch Epileptiker ist. Wegen dieses Leidens befand er sich an dem Wochenende im Krankenhaus. Er bekam eine Unmenge Medikamente! Sein "Tagesschieber" war randvoll.
Leider fielen ihm seine Krücken, oder muss man dazu jetzt Gehhilfen sagen?, sehr oft um. Das ratterte und klapperte am Bett oder dem Nachttisch entlang bis sie schließlich auf den Boden knallten. Er rief zwar immer: "Entschuldigung!" aber danach wieder einzuschlafen fiel mir nachts immer schwer. Zum Glück war er nur zwei Nächte lang da.
Nachdem der nette Italiener am Samstag ausgezogen war, hatte ich meine Hälfte des Vierer-Zimmers für mich alleine, bis der nette Syrer kam. Den Rest des Sonntags verbrachte ich also meist dösend auf meinem Bett.
Am Montag wurde Mustafa entlassen. Seine Mutter holte ihn ab. Eine sehr liebenswerte Frau, nicht sehr groß, im Gegensatz zu Mustafa und seinem Bruder, und ganz offensichtlich in ihr Schicksal ergeben.
"Mustafa ist ein sehr angenehmer Mensch." sagte ich ihr.
Sie sah mich an und dann kurz ihn und antwortete: "Ja. Aber manchmal Bombe!"
Das konnte ich mir gut vorstellen. Als ich ihn gefragt hatte, was er denn den ganzen Tag zuhause mache, sagte er: "In meinem Zimmer sitzen." Ob er denn auch nach draußen gehe? "Selten."
`Was für ein Schicksal.´ dachte ich. Kismet nennt es der Orientale.
Am Sonntag bekam ich also einen neuen Bett-Nachbar, einen Syrer der nur wenige Worte Deutsch verstand und noch weniger sprach. Er wurde von einem seiner Brüder begleitet, der die Sprache besser beherrschte und dolmetschte. Ich hatte die Beiden schon am Freitag in der Notaufnahme gesehen und vermutete daher, dass er zuerst auf eine andere Station gelegt wurde. Im Lauf des Montags erfuhr ich, dass er unter Schwindel litt, oder gelitten hatte, er bestätigte gegenüber der Stationsärztin eine Besserung seines Befindens. Er war ein sehr hilfreicher Mensch, der Wasser für mich in den Schnabelbecher füllte und mir die Bettdecke zurechtzog, wenn sie herunterzurutschen drohte. Am Dienstag wurde er entlassen während ich bei der Kernspin-Untersuchunng war. Er hat nur moderat geschnarcht.
Wobei ich bei meinem Montag und den Ereignissen der nächsten Tage bin. Aber ich gönne mir jetzt eine Pause.
Die Fortsetzung folgt bald.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen