Donnerstag, 16. Januar 2014

"I want to break free!" oder "Pecunia non olet"


Ja klar, schon wieder Englisch, aber, mein Gott, daran kommen wir nicht mehr vorbei. Die Amerikaner, die ja ein sehr bedauernswertes Englisch sprechen, haben unsere Sprache in die Knie gezwungen. … Knie heißt da knee und wird nie ausgesprochen … der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Sprache, wenn man sie mixt, ist … 
Aber auch wenn man sie gar nicht in Anspruch nimmt, ist "Sprache" unbedingt nötig. Zum Beispiel, also z. B., gestern. Ich war geil drauf und ging zur Klappe in der Unterführung. … 
Sie wissen nicht was eine Klappe ist? 
Also, in diesem Fall: nicht wo man nicht gewollte Babies ablegt. 
Es ist, im Szenejargon, eine Öffentliche Bedürfnisanstalt. 
Jetzt fragt sich eigentlich jede/r: Was ist ein "öffentliches Bedürfnis"? 
Du lieber Himmel! Das heißt ja nur, dass Mann oder Frau nicht ungestraft in die Natur scheißen (kacken im Rheinland) und pissen (Wasser lassen bei denen wo es nicht pressiert) dürfen, sondern dass diese Tätigkeiten unöffentlich vor sich zu gehen haben. Eigentlich paradox. (Indienreisende berichten übrigens, nicht ohne Freude, dass sie dort Männer und Frauen beim Verrichten der Notdurft direkt am Straßenrand, nicht einmal durch Baum oder Gebüsch verdeckt, beobachten konnten. Der normale Mensch sieht einfach weg. Sind Touristen normal? Ein anderes Thema!)
Egal, eine Klappe ist ein öffentliches Scheißhaus. 
Habe die Ehre.
Nun muss ich ja sagen, dass dieser "Service" der Kommunen arg im Argen liegt. Man(n) steht meist vor verschlossenen Türen und sieht sich gezwungen öffentlich zu pinkeln und dann muss man schon ein dringendes Bedürfnis haben, wenn hinter einem eine Kinderstimme fragt: "Was macht der Mann da?", und einem das nicht den Strahl abwürgt.
Na gut, Strahl, Ha! ich bin froh wenn es tröpfelt!!
"Die Prostata des Mannes ist der Tod seines Johannes." Ich weiß, den Spruch gibt es nicht, ist ja von mir eben erst kreiert worden, aber er ist wahr, auch wenn die Pharmaindustrie anderer Meinung ist. Die lügen doch immer!
Zurück zum Thema. Öffentliches Bedürfnis. Als ich gestern aus dem Haus ging um mein bi-tägliches Kieser Training zu absolvieren, dachte ich, dass ich nicht "muss". Also nicht "müssen muss", wie das in der Fernsehwerbung heißt. (Die können ja schlecht "pissen" sagen, das hört sich so proletenhaft, wohnsitzlos an. Ich nehme das Wort nie in den Mund, es sei denn der Klomann versteht nicht, dass ich dringend Wasser lassen muss, obwohl er gerade die Pinkelbude zur Reinigung dicht machen will. Da kann ich schon auch mal "Arschloch" sagen und mich an ihm vorbeidrängen. Inkontinenz ist kein Zuckerschlecken! Neulich sah ich einen Mann aus einer Öffentlichen herauskommen, die Hose im einschlägigen Bereich eingenässt, und er rief, ich fand es händeringend: "O nein! Nicht schon wieder!!" Da lache wer nicht betroffen ist!!!) Also ich dachte, ich wäre "clean", harn- und darmmäßig, bis ich so weit weg von daheim war, dass Umkehren sich zur hygienischen Katastrophe gestaltet hätte. Ich musste! Und zwar dringen!! Und nicht nur "klein".!!!
Es gibt Träume in denen man sich einer vertrauten Situation gegenüber sieht und sich darin wohl fühlt. Ich, z. B. träume manchmal, dass ich Auto fahre. Es passiert nichts. "Her şey tamam", wie der Türke sagt, wenn er "Alles ok" meint. Und dann plötzlich fällt mir, im Traum, ein, dass ich keinen Führerschein habe! Oooohhh SCHEIßE! ... Ja, eben! Das musste ich (mit N hinter dem letzten E. Das scharfe ß ist übrigens als Capital nicht zu haben. Darüber steht übrigens etwas interessantes in Wikipedia, wobei der Beitrag zu dem Fazit kommt, dass man, bei der Verwendung von Versalien, um ein ganzes Wort zu schreiben, siehe oben, auf SS oder SZ ausweicht. Also, nee, SS ist in meinem Alter (75) sowas von out! Und warum soll ich für die Süddeutsche Zeitung Reklame machen, wenn ich SCHEISZE schreibe?) Auf jeden Fall war die einzige Möglichkeit "es" nicht in die Hose zu machen (Siehe: "O nein! Nicht schon wieder!!") eines dieser öffentlichen Monstren, die man inzwischen in Fußgängerzonen antrifft, am Marienplatz. (Die seitlich angebrachte Werbung für Blutspenden finde ich ja nicht gerade passend, aber, wie sagte doch Kaiser Vespasian, als er die Exkremente der Römer besteuerte und ihm sein Sohn deswegen Vorwürfe machte?: "Geld stinkt nicht." Recht hat er! Inzwischen gibt es nichts mehr, das nicht besteuert wird. Der Kloakenobulus des Römers ist unsere Abwasserabgabe. Das nur nebenbei.)


Sie sehen aus, für mich, wie Gaskammern. Vielleicht liegt es an meinem Alter. Ich will darauf nicht näher eingehen. Vielleicht liege ich ja auch vollkommen falsch. Auf jeden Fall benutze ich sie nur, wenn es gar keine Alternative gibt. Ich beschreibe mal meine Empfindungen.


Schon wenn ich mich diesem dunklen Ungetüm nähere bekomme ich Beklemmungen. Ich leide, unter  anderem, unter Platzangst, und wenn ich dann die, im Vorfeld, bereitgehaltene Münze in den dafür vorgesehenen Schlitz stecke, komme ich mir stigmatisiert vor. Jeder Passant sieht mich schon mit heruntergelassener Hose, denke ich. Ok, das ist mein Problem, aber wessen Problem soll es sonst sein? Und, aber Hallo! sind meine Probleme unwichtig? Ist die Eurorettung wichtiger als meine Notdurft?! Wen betrifft es denn ganz persönlich, wenn ich in die Hose scheiße? … Entschuldigung. Das erregt mich eben. … Ja, und dann ist man in diesem, manchmal übrigens viel zu kleinen, engen, Raum und darf um Himmels Willen kein Darmproblem haben bei dem es etwas länger dauert, weil nach zwanzig Minuten die Sitzung beendet sein muss oder man wird zwangssterilisiert. Also das Wasser, das dann die Kabine flutet, sterilisiert diese. Man kann auch nicht eigenhändig spülen. Das besorgt nach zwanzig Minuten  die Automatik. Und ich stehe am Wasserhahn, warte auf die automatische Wasserspende und kann nicht verhindern, dass meine Augenwinkel auf den in der Kloschüssel in einer leichten, vom draußen vorbeiflutenden Verkehr verursachten Dünung schwappenden Exkrementen haften. Ist das Kultur?
(Übrigens finde ich die Werbung auf der anderen Seite des Notdurfttempelchens irgendwie passend. Siehe oben.)
Was wollte ich eigentlich erzählen? Ach ja … Na, lieber nicht!
C u.





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