Die Bilder von diesem Ausflug waren ja gänzlich verschwunden, (ich glaube ich habe davon berichtet) nachdem ich sie von der Kamera gedownloaded (oder downgeloaded?) und voreilig gelöscht hatte. Gänzlich ist hier kein unnötiges Füllwort, sondern eine genaue Beschreibung den Verbleib der Fotos betreffend. Sie hatten sich in Nichts aufgelöst. Zwar kannte ich das aus Venedig, wo das gleiche passierte, aber das war kein Trost. Im Gegenteil, es ärgerte mich maßlos ... ohne Resultat. Und dann, ich weiß nicht mehr wie viele Tage später: Voila! Alle wieder da. Genau wie Venedig! Dieses mysteriöse Bilderverschwinden und Bilderauftauchen soll mich sicher etwas lehren, aber ich komme nicht dahinter, was es sein könnte. Wahrscheinlich wäre ich klüger, wenn ich die Hogwarts Schule für Zauberer besucht hätte (siehe Harry Potter). Wie dem auch sei, jetzt kann ich wenigstens nachträglich ein paar Bilder von dieser Bootsfahrt meinem Istanbul-Tagebuch hinzufügen.
Die Boote legen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Galata-Köprüsü (Brücke heißt auf türkisch Köprüsü) ab und man erreicht die Haltestelle "Eminönü Meidanı" (Meidanı heißt Platz. Dieses ı ohne Punkt wird eigentlich gar nicht oder nur angedeutet ausgesprochen, warum man es dann auch noch am Ende eines Wortes anhängt ist mir schleierhaft.) auf direktem Weg von Aksaray kommend mit der Tram. Ach ja, die Tram ... die Namen der Haltestellen bis zur Blauen Moschee kannte ich bald auswendig und sagte sie leise vor mich hin, um die Aussprache richtig hinzubekommen. Ich stieg ja bei "Jusufpaşa" ein. "Aksaray" heißt die nächste Haltestelle. Da wird es richtig voll, wenn es nicht schon vorher richtig voll war. Danach kommt "Laleli Universite", den Namen kann man beinahe singen (Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu ...). "Beyazıt" erfordert ein summend gesprochenes z, wie im Englischen. Das ist die Haltestelle für den Großen Bazar. "Çembelitaş" kommt als Nächstes. Dort steht die Konstantinssäule aus rotem Stein die von mindestens sechs schweren Eisengürteln stabil gehalten wird. (Çemberli heißt beringt/bereift und Taş ist der Stein. Es gibt übrigens auch ein Dorf dieses Namens. Es hatte 2011 neunzehn Einwohner ...) Diese Säule ist wahrscheinlich das älteste Überbleibsel aus der Gründungszeit Konstantinopels. Danach erreicht der Tourist der zur Blauen Moschee, der Hagia Sophia und dem Topkapi Palast möchte die Haltestelle "Sultanahmet". Dort bekommt man wieder Luft in der Tram, wenn nicht gerade Berufsverkehr ist. "Gülhane" heißt die nächste Station, nach dem Park benannt. (Dort war ich auch nicht ...) Am Bahnhof "Sirkeci" ist man dem Haliç, dem Goldenen Horn schon sehr nahe und der nächste Stopp ist "Eminönü". Dort fahren viele der Ausflugsboote und Fähren ab.
Im Gegensatz zur Fähre bieten die Boote allerdings Komfort, obwohl sie auch nicht kleiner, und manche sogar größer als Fähren sind. Unter Deck stehen Tische und Stühle, man kann Kaffee oder Tee trinken und auch auf Deck ist für genügend mehr oder weniger bequeme Sitzgelegenheiten gesorgt. Mit 10 Lira ist man dabei. Na ja, wenn jemand schon bis hierher mitgekommen ist, dann lade ich ein zur Rundfahrt.
Wer kennt sie nicht, sofern sie oder er an Istanbul interessiert ist, die "Landmarks" dieser obligatorisch-freiwilligen Rundfahrt. Jahrzehntelang eingegraut und jetzt in renoviertem Weiß erstrahlend: Dolmabahçe Camii, Uhrturm und Palast. Wenigstens von außen habe ich ihn gesehen ...
Hier wird deutlich sichtbar, was städteplanerische Willkür und architektonische Gleichgültigkeit der harmonischen, über ein Jahrtausend sorgsam gewachsenen "Skyline" einer Stadt antun können. Dafür ist nur Geld eine Entschuldigung. Eine schlechte, wie ich meine.
Und dann taucht auch schon die Bosporus Brücke (Boğaz Köprüsü) am Horizont auf, auch Europabrücke genannt. Es ist die älteste Brücke (Eröffnung 1973) die Europa mit Asien verbindet und ist deshalb auch als die Erste Bosporus-Brücke bekannt.
Von Europa nach Asien ...
Die Rumeli-Festung (Rumeli Hisari) ist ein Zeugnis der osmanischen Belagerung Konstantinopels. Sie liegt an der schmalsten Stelle des Bosporus und hat ein Pendant, Anadolu Hisari, auf der gegenüberliegenden, asiatischen, Seite. Auf dem Burggelände sind noch Reste, oder ein Teil der Eisenkette ausgestellt, mit der die Osmanen es Schiffen unmöglich machten, der belagerten Stadt zu Hilfe zu eilen.
Und dann zurück ...
... von Asien nach Europa. Vorbei an Üsküdar, dem Bezirk Istanbuls, den ich schon seit dem Tag an dem ich zum ersten Mal Eartha Kitt das Lied "Üsküdar" singen hörte, auf Schallplatte versteht sich, für den Inbegriff des greifbar naheliegenden Asien hielt. Es gibt es wirklich, Üsküdar, und es liegt nahe ... Besonders "asiatisch" wirkt es nicht.
Wer James Bond Filme kennt, kennt den "Leander Turm", oder "Maiden Tower", eines der Wahrzeichen Istanbuls. Später, als ich Üsküdar besuchte, mit der Metro in wenigen Minuten unter dem Bosporus hindurch, sah ich ihn auch von der Landseite. Hier sitzen Touristen, Verliebte und hoffnungslose Romantiker am Abend um den Sonnenuntergang hinter der Stadt zu genießen. Ich hatte einen Facebook Freund hier, der das mit mir machen wollte, nicht als Verliebte, sondern als Menschen die sich verstehen. Es wurde leider nichts daraus ... wohl auch eine andere Geschichte.
Und dann zurück nach Eminönü. Ein schöner Ausflug, jederzeit zu empfehlen ... außer bei Istanbuls Nieselregen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen