Uhren sind "zeitlos" weil Zeit ein theoretischer Begriff ist, weil Zeit nur für Menschen existiert und von Menschen quasi "erfunden" wurde. Um "die" Zeit zu zähmen, ihr Form, Inhalt und eine Konsistenz zu geben, war der Mensch gezwungen Zeitmesser zu erfinden. Was der Mensch nicht messen kann treibt ihn in den Wahnsinn.
Wie lange gibt es Zeitmessgeräte? Die Babylonier erfanden den 24 Stunden Tag und die 7 Tage Woche. Aber das heißt nicht, dass sie die Zeit erfanden, nur dass sie sich intensiv mit ihr beschäftigten.
Hatte der Steinzeitmensch kein Zeitgefühl? Stonehenge spricht dagegen. Das ist wahrscheinlich "nur" eine Jahresuhr, aber warum sollte der Höhlenmensch nicht auch schon mit einem Arrangement von Steinen und Holzstäbchen den Lauf der Stunden gemessen haben? Seine "Uhren" sind auf jeden Fall verloren in der Zeit.
Uhren zerstören Zeit, das ist ihre Aufgabe!
Zeitmesser wurden erfunden, gleichgültig wann, um den Menschen die Vergänglichkeit deutlich vor Augen zu führen. Und deshalb wurden sie im Lauf der Zeit immer schöner. Das ist Vergangenheit. Heutzutage sind sie nur noch präziser, als wollte man wissen wie lang das Leben ist, indem man es in Mikrosekunden aufteilt.
Sei's drum: am Inhalt der Zeit ändert sich nichts, höchstens an ihrer Wahrnehmung durch das Auge. Und damit komme ich zu meinem Thema. (Hat ja lange genug gedauert, zeitlich gesehen.)
Sonntags ist bei mir immer "Uhrenaufziehtag". (Das habe ich von meinem Freund P. übernommen. Es ist logisch, weil man sonntags Zeit hat. Am besten geeignet ist die Zeit zwischen Viertel vor und Viertel nach 10, weil da die Zeiger nicht in Konflikt mit den Schlüsselöffnungen kommen, speziell bei Uhren mit "Westminsterschlag". Das nur als Tip für Neueinsteiger.) Zwölf Uhr geht natürlich auch. Das gilt für Uhren mit 7-Tage Laufwerken.
Wer sich mit Uhren beschäftig, vielleicht sogar sammelt, fragt sich schon manchmal, wie alt die eine oder andere ist. Im Fall einer meiner Standuhren wurde ich ja durch die Entdeckung von alten Zeitungsfragmenten in den Gewichten fündig. Das habe ich in einem anderen Kapitel eingehend geschildert. (Geheimnisse einer Uhr)
Manche Uhren, meist die sehr alten, entziehen sich dem Sonntagsrhytmus, weil ihre Laufwerke nicht für lange Zeiträume gefertigt wurden. Manche schaffen, wegen der Länge der Feder, nur zwei, höchstens drei Tage. Und dazu gehört die ganz oben abgebildete.
Ich habe sie auf dem Flohmarkt gefunden und eigentlich ist sie ja nicht gut erhalten, siehe das Zifferblatt, dem man ansieht, dass schon viele Hände beim Aufziehen darüberscheuerten.
Nun habe ich ja die Angewohnheit mit den Dingen zu reden, mit denen ich mich gerade beschäftige und so fragte ich die oben abgebildete Uhr beim Aufziehen heute am Morgen: "Wie alt bist Du eigentlich?" Sie sagte gar nichts, zeigte mir aber dieses, das mir vorher nie aufgefallen war:
FEB. 11. 1879? Was für eine Verarsche ist das denn? dachte ich. 1879? Da lebte zwar mein Großvater mütterlicherseits noch, aber das ist trotzdem schon verdammt lang her! Ich wikipediate also mal den Jahrgang 1879:
Viele Informationen, auch ganz interessante, zum Beispiel wurde in dem Jahr das erste Deutsche Nahrungsmittelgesetz erlassen. Welches Nahrungsmittel betroffen war, steht allerdings nicht dabei. Wenn man es wissen möchte, kann man sich weiterverlinken. (Ach! I <3 die neue deutsche Sprache!!! Das <3 bedeutet ein Herz=Liebe!)
Mit meiner Uhr konnte ich nichts in Verbindung bringen. Beim 9. Mai stutzte ich kurz, da stand etwas mit Ur, war dann aber ...ologisch gemeint.
Ich liebe Rätsel, hoffe aber immer die Lösung zu finden. Also sah ich mir die Uhr noch einmal genauer an. Das Glas war ja dekoriert, aber sicher nicht handbemalt. Trotzdem nicht ganz hässlich. Siehe unten:
Aber das waren ja wieder nur neue Fragen. Kann mir das Pendel etwas verraten? fragte ich mich. Es ist ja nicht gerade "herkömmlich". Wobei ich sagen muss, dass es sich sehr penibel regulieren lässt und diese Uhr eine meiner genauestgehenden ist!
Bleibt nur noch der Schlüssel, dachte ich. Der ist durch so viele Hände gegangen, der kann doch etwas erzählen. Ich habe ihn auch intensivste befragt, aber die Spuren sind zu sehr verwischt. Da klebt zwar der Schweiß, Rotz und sonstwas von wer weiß wie vielen Generationen dran, aber die kleinen Punzen bewahren ihr Geheimnis. Siehe unten:
Wie alt ist also diese Uhr? Wo wurde sie hergestellt? Das Datum FEB. 11. 1879 deute auf Amerika oder England, weil man dort das Datum so angibt. Fragen über Fragen. Werden sie je eine Antwort finden? (An dieser Stelle schalte ich bei TV Dokus immer frustriert ab. Was für eine Zeitverschwendung! denke ich dann.)
"Time waits for nobody", also dann: Gute Zeit.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen