Samstag, 3. Oktober 2015

Dirndlwahnsinn


Er ist wieder ausgebrochen, so quasi über Nacht. Das erinnert mich an meine Zeit in der US Navy. Nicht dass man dort Dirndl trug! Nein, es gab da eine stets wiederkehrende Seuche, die ich das "Mustachio-Fever" taufte. Jedes Jahr, wenn unser turn im Mittelmehr an der Reihe war (mindestens drei, meist aber sechs Monate lang) brach es auf allen Schiffen aus. Auf jeder Oberlippe wuchs ein Schatten heran, der schon nach einer Woche seine eindeutige Absicht zeigte. Die Männer ließen Schnurrbärte stehen. Das war nicht verboten, also was soll's. Zuhause duldeten die Ehefrauen wohl kein kratzendes Gesicht und die europäischen Frauen, sie hieß es in Mannschaftskreisen, mochten nur bärtige Männer ... Auf der Rückfahrt verschwand das Phänomen auch wieder über Nacht.
Und das ist der Dirndlwahnsinn, der zwei mal im Jahr die Bevölkerung Süddeutschlands heimsucht. Immer im Frühjahr und im Herbst. Frühlings- oder Volksfestzeit.






Es ist nicht so, dass Dirndlzwang besteht, nein! Dagegen würden Mann und Frau sich wehren!!! Es gibt auch noch keine Dirndlsolidaritätssteuer, aber die kommt noch. Dirndl bedeutet Freiheit!

Ich lege eine kurze Gedenkminute ein. Heute ist Tag der Deutschen Einheit ... oder heißt der Wiedervereinigungstag? Keine Ahnung. Zum Glück bin ich kein Flüchtling (noch nicht!) der einen Deutschbürgereignungstest bestehen muss.

Zurück zum Dirndlwahnsinn. Für die Modebranche ist das natürlich ein kolossaler Hypeschub. Gibt es das Wort und wenn ja, was bedeutet es? Egal, auf jeden Fall ist mit folkloristischer Bekleidung viel Kohle zu machen. Allerdings sollte man nicht nur den Sektor Junge Ausgeflippte bedienen, sonst droht schnell der Ausverkauf.


Tagtäglich schwappt die Welle aus dem Umland Zugereister auf die Stuttgarter Bahnsteige. Nachtnächtlich schwankt sie zurück. So manches Dirndl und noch mehr Lederhosen haben dann ihren Charme eingebüßt.


Übrigens kann der Nichtdirndlträger (ich inklusiere hier einfach einmal die Herren in Krachleder) sich in der Großen Schalterhalle noch schnell unauffällig in die Dirndlbesessenen einreihen.
Ich hatte als Kind eine Lederhose. Es war nach dem Krieg. Sie war durabel. Ich war der Einzige unter meinen Schulkameraden der eine tragen musste. Ich habe mich sehr geschämt.



Wie dem auch sei und sei's drum: Freut euch des Dirndls. Und kauft euch ein billiges! Schon morgen kann sich die Mode ändern. Und das Pendel der Zeit fegt gnadenlos über alle Moden hinweg. 
Krachlederne halten allerdings ewig, also Männer: Haltet sie in Ehren, auch wenn sie nicht mehr gut riechen!

Und noch ein Nachgedanke zum 3. Oktober:































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