Es geht ums Essen, das gleich als Vorabinformation. Speziell um Maultaschen und "Saure Kuttlâ". Also Maultaschen bekommt man beinahe in jedem Lokal in Stuttgart und Umgebung, außer beim Thailänder, oder Lebanesen. Obwohl ich glaube, dass jede Küche irgend etwas ähnliches anzubieten hat.
Weil ich neulich einmal den "Kächele" testen wollte, der Maultaschen to go, oder auf die Hand, wie er das nennt, anbietet, schlenderte ich zur Calwer-Passage, wo er ansässig ist.
Nachdem er auf Facebook eifrig Reklame macht, ist er leicht zu finden. Ich machte ein Foto, siehe oben, und trat an die Glasvitrine, in der einige Variationen des Maultaschen-Menues ausgestellt sind. "Das Auge isst auch mit". Ehrlich gesagt verging meinem Auge der Appetit beim Aussehen des Dargebotenen. Die auf den Tellerchen angerichteten Variatonen sahen aus, als hätten sie schon mehrere Tage Zeit gehabt um auszutrocknen, wobei der Kartoffelsalat alle Schattierungen von gelb aufwies. Trotzdem wollte ich der Lokalität eine Chance geben, weil ich ganz einfach Hunger hatte. Im dunklen Hintergrund der Theke standen drei Damen beieinander und berieten sich. Ich versuchte Augenkontakt aufzunehmen, was mir mit einer der Diskutantinnen auch kurzfristig gelang, zumindest hatte ich den Eindruck. Er trog. Wie gesagt: ich hatte Hunger, also ging ich.
Was nun? Maultaschen strich ich für diesen Tag von meinen Begehrlichkeiten. Als Kind und Jugendlicher aß ich fürs Leben gern Schinkennudeln mit grünem Salat. ...
Einen Augenblick spielte ich also mit dem Gedanken zu "Gosch" nebenan zu gehen und Thainudeln mit Shrimps zu essen. Die kenne ich aus der Filiale im Hauptbahnhof. Aber das war mir dann doch zu maultaschenfern. ...
Vielleicht würde ich im "Paulaner" Schinkennudeln bekommen? Der liegt gleich um die Ecke. Ich schlenderte also hin. Es war der bisher heißeste Tag des Monats, deshalb bot sich Schlendern an.
Der Andrang war groß.
Auf der Karte fand ich nichts, das meinen Gaumen kitzelte. Schinkennudeln gibt es dort gar nicht. ...
Die Calwerstraße lud zum Schlendern ein, auf der Schattenseite, und ich beobachtete viele Menschen beim Essen, was meinen Hunger noch steigerte!
Und plötzlich dachte ich an saure Kutteln mit Bratkartoffeln! Keine Ahnung warum! Mir lief das Wasser im Mund zusammen!! Wann hatte ich zuletzt diese, eine meiner Leibspeisen, gegessen? Das muss Ewigkeiten her sein!. Das Einzige das diesem Gericht nahe kommt, und das ich zeitnah selbst gekocht und verzehrt hatte, sind saure Kartoffelrädle.
Aber wo bekommt man in Stuttgart noch saure Kutteln? Mein Magen erinnerte sich an die "Arche", dort gab es die Besten, nachdem das "Marktstüble" geschlossen hatte und umgebaut wurde. Also auf zur "Arche"!
Mit dieser Adresse verbindet sich eine andere, weit zurück liegende Erinnerung. In den 50er Jahren war das ein Hotel (Ob es heute noch eins ist? Muss mal googeln. Tatsächlich!) in dem ich einmal übernachtete, als ich sehr früh zum Zug nach München musste, damals wohnte ich noch in Waldenbuch, um auf dem dortigen General-Konsulat die Papiere für die Auswanderung nach USA abzuholen. (Dort wurde mir zum ersten Mal in meinem Leben Blut abgezapft. Mir wurde schwarz vor Augen und ich musste den Kopf zwischen die Knie hängen, damit der Kreislauf wieder in Ordnung kam. Geht mir heute übrigens immer noch so.) Jetzt gehören Hotel und Restaurant einem griechischen Ehepaar, zumindest liest sich der Name griechisch. Es gibt viele gute Speisen auf der Karte, nicht gerade im Niedrigpreis Segment, aber Kutteln sind nicht dabei. Ich fragte im Lokal nach, ob man sie vielleicht noch manchmal, so als Tagesessen, zubereite. "Leider nicht." sagte die nette, hübsche junge Frau. (Nach Spinat mit Bratkartoffeln und Spiegelei, immer saugut!, wagte ich nicht mehr zu fragen.) Aber sie gab mir den Rat, es im "Marktstüble" gegenüber zu versuchen.
Damit war ich wieder tief in Nostalgie eingetaucht! Ach ja ... Sagt Heutzutage noch irgend jemand: Zu meiner Zeit? Zu meiner Zeit sagten das ältere Menschen statt: Früher. Man könnte auch sagen: Als die Vergangenheit noch Zukunft war ... Aber ich schweife wieder einmal ab.
Zu meiner Zeit war das Marktstüble noch genau das: ein "Stüble", klein, weiß gestrichen, ohne Schnörkel, aber mit Schwäbischen Spezialitäten vom Feinsten! Ich will hier nicht die Speisekarte aufzählen, die war sowieso nicht lang, aber durchweg genießbar. Und wenn ich genießbar sage, dann meine ich: Alles war ein Genuss! Eben auch die sauren Kutteln. Die waren richtig geschnitten, es gab da keine "Flecken" drin. An den Geschmack darf ich gar nicht denken, sonst triele ich auf die Tastatur! Die Bratkartoffeln waren himmlisch ... Apropos himmlisch. Da fällt mir etwas ein.
Betrieben wurde das Lokäle von einem Ehepaar mittleren Alters, er kochte, sie servierte. (Darf man überhaupt noch "bedienen" sagen, wenn es um das Auftragen von Speisen geht und nicht um das in Gang halten einer Maschine?) Es gab noch eine Küchenhilfe und eine zweite Speisenauftragerin, die sich mit der Chefin abwechselte.
Mindestens einmal in der Woche ging ich dort hin. Nachdem es wieder einmal die vorzüglichsten sauren Kutteln gegeben hatte, bat ich die Chefin dem Chef auszurichten, dass er wie ein schwäbischer Gott koche.
"Da ist ein Gascht der sagt Du kochscht wie ein schwäbischer Gott!" rief sie quer durch den Raum in die Küche.
"Was hat der denn gegessen, a Paar Saitenwürschtla?!" kam die nicht gerade freudige Frage von dort.
"Nein, saure Kuttla!"
Diesmal entstand eine kurze Pause, dann rief er, mit Anerkennung in der Stimme: "Dann war's a Kompliment!" Ach ja, zu meiner Zeit ...
Zurück in die Zukunft.
Auf der Speisekarte stand wirklich eine "Saure Kutteln Terrine mit Bratkartoffeln". Beim Preis von zehn €uro dreißig stutzte ich zwar kurz, (drei Mark fünfzig kostete das) hielt es dann aber für einen Druckfehler, kann ja mal passieren.
Wetterbedingt saßen die meisten Gäste draußen. Ich suchte mir drinnen einen Tisch in der hintersten Ecke. Das tat ich vorsichtshalber meines Tremors wegen. Es gelingt mir ja nicht einmal etwas auf einer Gabel, das nicht fest aufgespießt ist, zum Mund zu führen, ohne dass es wieder herunter geschüttelt wird und überall landet, nur nicht mehr auf dem Teller. Wie sollte das mit einer quasi Suppe gehen? Es war eine Katastrophe! Tisch und Tellerrand sahen nach dem Essen aus (ein paar mal wollte ich aufgeben) als wäre ein Meteorit eingeschlagen!!
Leider waren die Kutteln versalzen, der Geschmack auf salzig reduziert. Und es waren "Flecken" drin. Kartoffeln sind Heutzutage sowieso ein Problem, manche schmecken einfach muffig. Der Preis war kein Druckfehler.
Um einige Illusionen ärmer und ein paar Erfahrungen reicher schlenderte ich nach Hause. Saure Kutteln werde ich wohl nicht so bald wieder essen.
Aber dem "Kächele" gebe ich noch eine Chance.
Einen Augenblick spielte ich also mit dem Gedanken zu "Gosch" nebenan zu gehen und Thainudeln mit Shrimps zu essen. Die kenne ich aus der Filiale im Hauptbahnhof. Aber das war mir dann doch zu maultaschenfern. ...
Vielleicht würde ich im "Paulaner" Schinkennudeln bekommen? Der liegt gleich um die Ecke. Ich schlenderte also hin. Es war der bisher heißeste Tag des Monats, deshalb bot sich Schlendern an.
Der Andrang war groß.
Auf der Karte fand ich nichts, das meinen Gaumen kitzelte. Schinkennudeln gibt es dort gar nicht. ...
Die Calwerstraße lud zum Schlendern ein, auf der Schattenseite, und ich beobachtete viele Menschen beim Essen, was meinen Hunger noch steigerte!
Und plötzlich dachte ich an saure Kutteln mit Bratkartoffeln! Keine Ahnung warum! Mir lief das Wasser im Mund zusammen!! Wann hatte ich zuletzt diese, eine meiner Leibspeisen, gegessen? Das muss Ewigkeiten her sein!. Das Einzige das diesem Gericht nahe kommt, und das ich zeitnah selbst gekocht und verzehrt hatte, sind saure Kartoffelrädle.
Aber wo bekommt man in Stuttgart noch saure Kutteln? Mein Magen erinnerte sich an die "Arche", dort gab es die Besten, nachdem das "Marktstüble" geschlossen hatte und umgebaut wurde. Also auf zur "Arche"!
Mit dieser Adresse verbindet sich eine andere, weit zurück liegende Erinnerung. In den 50er Jahren war das ein Hotel (Ob es heute noch eins ist? Muss mal googeln. Tatsächlich!) in dem ich einmal übernachtete, als ich sehr früh zum Zug nach München musste, damals wohnte ich noch in Waldenbuch, um auf dem dortigen General-Konsulat die Papiere für die Auswanderung nach USA abzuholen. (Dort wurde mir zum ersten Mal in meinem Leben Blut abgezapft. Mir wurde schwarz vor Augen und ich musste den Kopf zwischen die Knie hängen, damit der Kreislauf wieder in Ordnung kam. Geht mir heute übrigens immer noch so.) Jetzt gehören Hotel und Restaurant einem griechischen Ehepaar, zumindest liest sich der Name griechisch. Es gibt viele gute Speisen auf der Karte, nicht gerade im Niedrigpreis Segment, aber Kutteln sind nicht dabei. Ich fragte im Lokal nach, ob man sie vielleicht noch manchmal, so als Tagesessen, zubereite. "Leider nicht." sagte die nette, hübsche junge Frau. (Nach Spinat mit Bratkartoffeln und Spiegelei, immer saugut!, wagte ich nicht mehr zu fragen.) Aber sie gab mir den Rat, es im "Marktstüble" gegenüber zu versuchen.
Damit war ich wieder tief in Nostalgie eingetaucht! Ach ja ... Sagt Heutzutage noch irgend jemand: Zu meiner Zeit? Zu meiner Zeit sagten das ältere Menschen statt: Früher. Man könnte auch sagen: Als die Vergangenheit noch Zukunft war ... Aber ich schweife wieder einmal ab.
Zu meiner Zeit war das Marktstüble noch genau das: ein "Stüble", klein, weiß gestrichen, ohne Schnörkel, aber mit Schwäbischen Spezialitäten vom Feinsten! Ich will hier nicht die Speisekarte aufzählen, die war sowieso nicht lang, aber durchweg genießbar. Und wenn ich genießbar sage, dann meine ich: Alles war ein Genuss! Eben auch die sauren Kutteln. Die waren richtig geschnitten, es gab da keine "Flecken" drin. An den Geschmack darf ich gar nicht denken, sonst triele ich auf die Tastatur! Die Bratkartoffeln waren himmlisch ... Apropos himmlisch. Da fällt mir etwas ein.
Betrieben wurde das Lokäle von einem Ehepaar mittleren Alters, er kochte, sie servierte. (Darf man überhaupt noch "bedienen" sagen, wenn es um das Auftragen von Speisen geht und nicht um das in Gang halten einer Maschine?) Es gab noch eine Küchenhilfe und eine zweite Speisenauftragerin, die sich mit der Chefin abwechselte.
Mindestens einmal in der Woche ging ich dort hin. Nachdem es wieder einmal die vorzüglichsten sauren Kutteln gegeben hatte, bat ich die Chefin dem Chef auszurichten, dass er wie ein schwäbischer Gott koche.
"Da ist ein Gascht der sagt Du kochscht wie ein schwäbischer Gott!" rief sie quer durch den Raum in die Küche.
"Was hat der denn gegessen, a Paar Saitenwürschtla?!" kam die nicht gerade freudige Frage von dort.
"Nein, saure Kuttla!"
Diesmal entstand eine kurze Pause, dann rief er, mit Anerkennung in der Stimme: "Dann war's a Kompliment!" Ach ja, zu meiner Zeit ...
Zurück in die Zukunft.
Auf der Speisekarte stand wirklich eine "Saure Kutteln Terrine mit Bratkartoffeln". Beim Preis von zehn €uro dreißig stutzte ich zwar kurz, (drei Mark fünfzig kostete das) hielt es dann aber für einen Druckfehler, kann ja mal passieren.
Wetterbedingt saßen die meisten Gäste draußen. Ich suchte mir drinnen einen Tisch in der hintersten Ecke. Das tat ich vorsichtshalber meines Tremors wegen. Es gelingt mir ja nicht einmal etwas auf einer Gabel, das nicht fest aufgespießt ist, zum Mund zu führen, ohne dass es wieder herunter geschüttelt wird und überall landet, nur nicht mehr auf dem Teller. Wie sollte das mit einer quasi Suppe gehen? Es war eine Katastrophe! Tisch und Tellerrand sahen nach dem Essen aus (ein paar mal wollte ich aufgeben) als wäre ein Meteorit eingeschlagen!!
Leider waren die Kutteln versalzen, der Geschmack auf salzig reduziert. Und es waren "Flecken" drin. Kartoffeln sind Heutzutage sowieso ein Problem, manche schmecken einfach muffig. Der Preis war kein Druckfehler.
Um einige Illusionen ärmer und ein paar Erfahrungen reicher schlenderte ich nach Hause. Saure Kutteln werde ich wohl nicht so bald wieder essen.
Aber dem "Kächele" gebe ich noch eine Chance.
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