Sonntag, 19. April 2015

Im Siebenmühlental - Ein Gedicht




























Noch lehnt die Sonne an den Tannenstämmen
die hangwärts Haupt in Haupt verschlungen stehn.
Sie ist bemüht die Strahlenflut zu dämmen, 
es ist schon spät, sie vor dem Untergehn.

Der Wind kommt leise, hier will er nicht stören,
und streift den Wald wie Saiten einer Harfe, sacht.
Da summt und tönt es in den Wipfeln ohne aufzuhören:
stumm geht der Tag und klingend naht die Nacht.

Das Firmament glüht auf in weiter Himmelsrunde,
die Sterne leuchten hell im Tannenreigenhaar.
Die bleichen Stämme schimmern selbst zur Mittnachtstunde
wie schlanke Kerzen, hoch und klar.

Steht dann der neue Tag, heut so wie gestern,
im Osten zitternd auf des Messers Schneide,
dann webt der Nebel Schleier für die Tannenschwestern
und streut Tauperlen auf die kühle Weide.

Ich will hier warten noch und träumen,
bis durch den Nebel Morgensonne bricht
und in den längst verstummten Bäumen
der erste Vogel einen Segen spricht.




















gelang 1964








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