Donnerstag, 21. Mai 2015

Nilgänse - Fluch des Nordens!?


Sie sind mir schon im Vorjahr aufgefallen, weil sie anders aussehen als andere Gänse. Sie sind kleiner und wesentlich bunter. Zuerst hielt ich sie für große Enten. Ich mochte sie.
In diesem Jahr unterlief mir der Fehler, in einem Bildbeitrag eines Facebook-Users Graugänse mit den Nilgänsen zu verwechseln. Ornithologen drehen sich jetzt in ihren Gräbern um, sofern sie sich schon darin befinden. Verwechslung ist da einfach nicht möglich!




















Hier sieht man, inmitten einer Schar von Graugänsen und anderem Wassergevögel, und ein paar unvermeidbaren Tauben, eine Nilgans. Einen Ganter, um genau zu sein und Ornithologen in ihren Gräbern nicht schon wieder aufzuschrecken.
Der Fb-User meinte auch, er habe in diesem Jahr noch keine Nilgans gesehen. Das war Anfang März, die Graugänse hatten schon Nachwuchs. Also beschloss ich, in den Schlossgärten nach Nilgänsen Ausschau zu halten. Und ich wurde sofort fündig! Ein Paar, Gans und Ganter, hatte sich am See im Mittleren Schlossgarten angesiedelt. Ironischerweise direkt beim Café Nil! Was mich zu der  berechtigten Überlegung veranlasste, ob diese Gänse eventuell lesen können?











Ich näherte mich ihnen vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, merkte aber, dass sie gar nicht scheu waren. `Die sind vielleicht aus der Wilhelma ausgebüxt.´ dachte ich. Als ich später meine Fotos ansah, fiel mir aber auf, dass sie nicht beringt sind. `Seltsam.´ dachte ich. Die Idee, dass diese Vögel tatsächlich "wild" sein könnten schien mir zu abwegig. Ich fotografierte sie also einfach, weil ich sie schön fand. Den bunten Ganter und die weniger bunte Gans.

Ich hatte Feuer gefangen! Sie gefielen mir und ließen sich leicht fotografieren. Also beschloss ich, sie jeden Tag zu besuchen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Ich sah mich schon ein Selfie machen, rechts und links "beganst"! Natürlich konnte ich nicht mit leeren Händen kommen und kaufte deshalb immer in der Großen Schalterhalle im Hauptbahnhof ein "Weckle". So freundeten wir uns an. Der Ganter war ein Draufgänger. Als er sah, dass ich etwas in der Hand hatte, kam er sofort neugierig auf mich zu. Seine Gattin folgte einige Schritte hinter ihm. (In orientalischen Ländern ist das auch bei Menschen Sitte. Evolution?) Zuerst warf ich die Brötchenbrocken auf den Rasen, aber der Ganter kam immer näher und fauchte mich an, wenn ich nicht schnell genug für Nachschub sorgte. Also beugte ich mich zu ihm hinunter und reichte ihm einen Bissen. Er nahm ihn anstandslos an und forderte gleich mehr. `Aha, Zooflüchtlinge´ dachte ich. Allerdings sah ich immer noch keine Ringe an den Beinen. Ich fotografierte sie und freute mich über die schönen Bilder.

Als ich einmal mit meiner Schwester im Park spazieren ging, ließ ich mich von ihr bei der "Fütterung" ablichten. Als ich die Bilder sah, dachte ich, dass es an der Zeit wäre, die Geschichte im Blog zu posten, um die Menschen auf diese wunderbaren Wasservögel aufmerksam zu machen und ihnen mit Zutrauen und Respekt zu begegnen. Respekt, weil der Ganter sehr ungeduldig werden kann, faucht und zwickt, wenn man nicht schnell genug das Brötchen zerteilt. Ich fand das "goldig"! Im übrigen kam ich mir vor wie in einer paradiesischen Idylle.

Selbstverständlich gehe ich nie an einen Post heran, ohne zu recherchieren, wenn es sich nicht um etwas handelt, das nur meine Meinung ist. Also googelte ich NILGÄNSE. Das war einerseits ein Fehler und andererseits heilsam. Denn was ich da erfuhr war schon ein Schock für mich:


O Weh! "Meine" Nilgänse, diese zartgefiederten Schönheiten: KILLERGÄNSE! Mir hätte sich das Haar gesträubt, wäre da welches das sich sträuben könnte. Hatte ich mich so betören lassen vom schönen Schein, dass ich den Tyrann nicht erkannte. Mir schwindelte vor der "fabelhaften" Vorstellung. Aber ich wollte noch einmal sehen, ob das nicht nur Panikmache der Presse ist. Also ging ich das nächste Mal ohne Brötchen in den Park. Der Ganter kam sofort auf mich zugelaufen. Auch ein Paar Tauben und eine Krähe, die auf Krümel hofften stellten sich ein. Ich zeigte meine leeren Hände und hob bedauernd die Schultern. Das Resultat war eindeutig ein Wutausbruch!

Ich ging und war seither nicht mehr dort. Man soll die Natur die Natur sein lassen, denke ich. ...

Aber da ist die Futterstelle für Singvögel vor meinem Küchenfenster, die inzwischen dafür sorgt, dass ich mich nur noch in meine Küche traue, nachdem ich mich vorsichtig vergewissert habe, dass ich keinen anwesenden Vogel störe. Soll ich jetzt Amseln googeln?






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